"Nein, ich habe ein Faible für Subkultur", antwortet der Hamburger Fotograf Paul Müller-Rode auf die Frage, ob er selbst zur Turbojugend gehöre. Und diese Subkultur ist eine fotografische Dokumentation wert. Schon von Weitem sieht man sie, im Pulk, in Jeansjacken voller Aufnäher und Buttons, die Herren – nicht nur in diesem Sommer mit Vollbart – und (die eher wenigen) Frauen mit reichlich Tattoos auf der Haut. Sehr schnell ist klar: Mit Jugend im Sinne von Alter hat die Fangemeinde der norwegischen "Death Punk"-Band Turbonegro nichts zu tun. Die Spannbreite geht locker von 20 bis 60.
Die meisten von ihnen versammeln sich immer vorm Schlemmereck, einer Kneipe am Hamburger Berg und der halboffiziellen Zentrale. Am Donnerstagabend jedoch steuern auch einige die Davidstraße an, die mit der berühmten Wache. Sie wollen allerdings nicht zur Polizei, sondern in die St. Pauli gallery. Dort stellen Paul Müller-Rode und Miroslav Menschenkind in der "Weltturbobilderschau" aus, was sie in den vergangenen beiden Jahren mit der Turbojugend erlebt haben und was sie fasziniert hat.
Auf den ersten Blick wirken die meisten Fans wie Mitglieder einer Rockerbande. Bei genauerer Betrachtung jedoch, gehört ihr Auftreten zu der großen Maskerade, mit der die Turbojugend ihre Gesinnung nach außen zeigen will. Und die steht in krassem Widerspruch zu dem Ruf, den viele norwegische Hardrock- und Metalbands haben, rechts zu sein und schwulenfeindlich.
So hat die Turbojugend die Insignien von Turbonegro übernommen, die mit Sailor Hat, der amerikanischen Matrosenmütze, Melone und geschminkt auf der Bühne stehen. Sie tauschen Aufnäher (etwa einen rosa Delfin mit Sailor Hat) und Badges und erkennen an der Angabe des "Chapters" auf den Rücken der Jeansjacken, in welcher Sprache sie sich ansprechen müssen. Ein bisschen so wie Pfadfinder, nur zweckbefreit – es geht um Spaß. Neben dem Konzert am Freitagabend stehen Punkte wie Kegeln, Minigolf, Wasserrutsche fahren und ziemlich viel trinken auf dem Programm dieses besonderen Familientreffens.