Prinzessin Diana hatte mehr zu bieten als nur ein schönes Gesicht - dieser Ansicht schien jedenfalls der britische Ex-Premierminister Tony Blair gewesen zu sein. Wie der ehemalige Berater und Pressesprecher Blairs, Alistair Campbell, in seinem kürzlich erschienenen Tagebuch "The Blair Years" berichtet, sollte die attraktive Adelige eine internationale Botschafterin von Blairs "Cool Britannia" werden. Zu diesem Zweck hatten sich der ehemalige Premier von Großbritannien und die Prinzessin diverse Male unter strengster Geheimhaltung auf "neutralem" Boden - also weder in Downing Street noch dem königlichen Palast - getroffen. Blair war zu diesem Zeitpunkt noch in der Opposition, bereitete sich aber anscheinend schon intensiv auf sein Amt als Premierminister vor. Die Treffen mit der Prinzessin mussten geheim bleiben, damit die Royal nicht in den Verdacht geriet sich in die Partei-Politik der Labour Party einzumischen.
Nur wenige Eingeweihte wussten von den Meetings, darunter auch Queen Elizabeth. Blair hatte die Königin selbst informiert, denn der ehemalige Labour-Chef wollte seine Beziehungen mit dem britischen Königshaus nicht gefährden. Lediglich Cherie Blair und Campbell, der ehemalige Chefstratege von "New Labour", waren bei einigen der Treffen anwesend. Die "Königin der Herzen" kam stets allein. Nur beim ersten Meeting soll ein Mitarbeiter von Buckingham Palace, der das Treffen arrangiert hatte, mit von der Partie gewesen sein. Angeblich hat Diana den Nacht- und Nebel-Charakter der Aktion, die bis kurz vor ihren Unfalltod am 31. August 1997 andauerte, sehr genossen.
Entwicklungshilfe der besonderen Art
Offensichtlich hatten Blair und die Prinzessin einen guten Draht zueinander - bei verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen lachten und scherzten sie miteinander. Ernster ging es dann bei Dianas Treffen mit dem damaligen britischen Außenminister Robin Cook und Entwicklungshilfe-Ministerin Clare Short zu, bei denen es um Lady Dis weltweiten Kampf gegen Landminen ging. Cook würdigte den Einsatz der Prinzessin im britischen Unterhaus als 1998 ein Verbot der Minen verabschiedet wurde.
Wegen ihrer internationalen Popularität wollte Tony Blair die Prinzessin von Wales im Verlauf der geheimen Verhandlungen dazu bewegen, ihm als globale "New-Labour-Botschafterin" bei der Umsetzung seiner politischen Vision eines modernen Großbritanniens zu helfen. Obwohl Lady Di sich nie im Einzelnen zu dem Angebot geäußert hat, behauptet "Spin Doctor" Campbell in seinem Buch, dass die Prinzessin sehr daran interessiert war, einen Beitrag im Sinne Blairs zum Wohl ihres Heimatlandes zu leisten. Die Zukunftspläne des Ex-Premiers sollen Diana zugesagt haben, und sie war begeistert bei der Sache. Dass die Treffen bis jetzt geheim blieben zeigt zweierlei: Wie gut die Geheimhaltung in Downing Street funktionieren kann und wie wichtig die Meetings gewesen sein müssen. Lady Di deutete lediglich kurz vor ihrem Tod einige Male öffentlich an, dass sie ein neues Amt annehmen wolle.
Neue Nahrung für Verschwörungstheorien
Blairs innige Beziehung mit "the People's Princess" soll auch seine emotionale Reaktion bei ihrem Begräbnis erklären, bei dessen Ausrichtung er dem Königshaus unter die Arme gegriffen hat. Laut Campbell geht auch die Bezeichnung "People's Princess" (Prinzessin des Volkes), eine der denkwürdigsten Formulierungen des ehemaligen Premierministers, auf ihn zurück. Der Brite erfasste hier den Zeitgeist wie kein Zweiter und prägte einen Begriff, der bis heute das Image der Prinzessin in der Öffentlichkeit auf den Punkt bringt.
Dianas Tod verhinderte also nicht nur eine Hochzeit mit Lover Dodi Al Fayed, sondern auch ihren Einsatz als Botschafterin für "Cool Britannia" - neue Nahrung für die zahlreichen Verschwörungstheorien, die sich um den Tod der "Princess of Hearts" ranken?