Sie organisieren auf Superyachten Partys für die Reichen, Berühmten dieser Welt. Prinz Albert von Monaco oder auch Formel-1-Stars wie Lewis Hamilton oder Nigel Mansell gehören zu ihren Gästen. Was muss man als Normalsterblicher tun, um dort mitfeiern zu können?
Alleine das Geld auf dem Konto ist nicht entscheidend. Viel wichtiger ist, dass man interessant ist, dass man etwas im Leben erreicht hat.
Was meinen Sie damit?
Ein Beispiel: Vor ein paar Jahren rief mich der Manager von Kim Kardashian und Kanye West an. Die beiden wollten auf unsere Party zum Formel-1-Grand-Prix in Monaco kommen, aber nichts dafür bezahlen. Monaco ist jedes Jahr unsere wichtigste Veranstaltung, wir mieten dort schon seit 14 Jahren eine große Yacht direkt am Kai neben der Rennstrecke. Allein der Liegeplatz für die Woche kostet 100.000 Euro. Kardashian und West aber glaubten, dass sie als Showstars einfach so kommen könnten. Das hab ich abgelehnt. Leute, die nur für ihre Berühmtheit berühmt sind – das ist langweilig.
Wen finden sie denn interessant?
Jemanden wie Buzz Aldrin zum Beispiel, den zweiten Mann auf dem Mond. Der hat etwas Unglaubliches im Leben erreicht. Aldrin könnte mich anrufen, und er könnte jederzeit kommen. Oder Felix Baumgartner, der vor ein paar Jahren aus einem Ballon in der Stratosphäre gesprungen ist. Der war auch schon auf einem unserer Events, blieb bis zwei Uhr morgens, hat sich prächtig mit Michael Johnson unterhalten, dem ehemaligen Basketball-Star. Ein toller Typ! Wir haben auch schon Kriegsveteranen eingeladen, weil wir eine Organisation unterstützen, die sich um Veteranen kümmert.
Wie kann man sich denn so eine solche Party vorstellen? Gibt's eine besondere Etikette?
Die erste und wichtigste Regel ist: Alle müssen die Schuhe ausziehen. Die Teakdecks der Yachten sind sehr empfindlich, gerade was High Heels angeht. Und dass ist dann eine interessante Erfahrung. Unsere Gäste haben ja alle im Leben etwas erreicht, strahlen meist Wichtigkeit und Charisma aus. Schuhe ausziehen – so etwas macht auch das Ego kleiner, macht die Menschen ein wenig gleicher.
Und daran halten sich tatsächlich alle?
Einmal hatten wir ein sehr bekanntes Model an Bord, sie ist auch Designerin. Die weigerte sich, ihre teuren Louboutins auszuziehen. Ich bat sie dann noch einmal höflich, da sagte sie zu mir: "Ich ziehe meine Schuhe nur aus, wenn ich dafür ein Foto mit Prinz Albert bekomme." Ich fragte also Seine Durchlaucht, wir machten das Foto, und alle waren glücklich. Prinz Albert zieht übrigens natürlich auch seine Schuhe aus.
Man hat die Vorstellung, dass auf solchen Partys der teuerste Champagner in Strömen fließt.
Tatsächlich haben wir sehr guten Champagner, Perrier-Jouet Rosé, die Flasche kostet über 300 Euro. Davon gehen pro Abend vielleicht 100 oder 200 weg. Es gibt auch Trüffeln und Kaviar, mehrere Kilo, das kaufen wir beim Großhändler. Dieses Jahr in Monaco hatten wir die "Legend" gecharchert, 77 Meter lang, ein ehemaliger sowjetischer Eisbrecher mit einem Hubschrauberlandeplatz. Auf dem hat dann ein bekannter DJ aufgelegt. Das alles mitten im Hafen! Aber betrunken ist bei uns keiner. Man muss ja bedenken: Sie sind an einem äußerst privilegierten Ort mit äußerst interessanten Menschen – da betrinkt man sich nicht. Aber wegen Kaviar oder Champagner kommen unsere Gäste ohnehin ja nicht.
Sondern?
Weil wir ihnen die Chance geben, auf andere inspirierende Menschen zu treffen. Und weil sie wissen, dass es fast schon familiär zugeht, weil ja alle über den Kontakt zu mir oder zu meiner Zwillingschwester Anabelle auf die Gästeliste kommen. Es ist ein wenig, als ob man ins Haus eines Freundes geht. Uns geht es nicht darum, die einzuladen, die vielleicht in sozialen Netzwerken die meisten Follower haben. Das ergibt dann am Ende nur eine langweilige Mischung von Leuten, die alle an der Bar rumhängen. Bei uns dagegen kommt es nicht nur zu Geschäftsdeals – sondern, später dann, auch zu Hochzeiten und Kindern.
Wie kamen Sie denn in dieses Geschäft?
Der Einstieg ging über die Formel 1 und begonnen hat das alles schon mit meinem Vater. Der ist 1956 aus Ungarn mit nichts mehr als einer Zahnbürste über Österreich nach England geflohen. Er hat dann später als Sportjournalist für Motorsport gearbeitet. Das war ja damals, in den Sechzigern und vor allem Siebzigern, noch eine ganz andere Zeit.
Mit Typen wie Jochen Rindt, Graham Hill, Niki Lauda, James Hunt.
Ja, es gab keine riesigen Motorhomes, sondern einfache Wohnwägen, meine Schwester und ich spielten zwischen den Rennwägen, der Kontakt zwischen Journalisten und Fahrern war viel direkter. Meine Mutter war mit den Frauen der Fahrer eng befreundet. Einmal musste mein Vater aus England zum Grand-Prix nach Spa-Francorchamps fliegen, aber der Flug war gestrichen. Graham Hill war auch am Flughafen, der hatte eine kleine zweimotorige Propellermaschine. Da lud er einfach meinen Vater ein, bei sich mitzufliegen. Das alles änderte sich ab den achtziger Jahren, als das große Geld der Tabakkonzerne in die Teams floss. Heute können die Fahrer nicht mal mehr nießen, ohne dass die PR-Berater daneben stehen und darauf aufpassen, dass die ja nicht in die falsche Richtung nießen!
Sie wuchsen in die Szene hinein.
Zwischenzeitlich wollte ich selbst Fahrer werden, wurde aber schließlich Radiokommentator für die BBC. Ende der Neunziger dann managet ich den Sponsorendeal der britischen Luxusfirma Asprey mit Ferrari. Michael Schumacher und Eddie Irvine fuhren damals dort.
Das brachte Ihnen die richtigen Kontakte?
Ja, drei Jahre lang flog ich mit diesen Leute um die Welt, lernte auch die sehr, sehr reichen Kunden von Asprey kennen - und ich war ja damals gerade erst Mitte Zwanzig. Später, als ich den Job dann schon nicht mehr machte, riefen mich immer noch Leute an: "Nicholas, wir wollen nach Monaco zum Grand Prix. Kannst Du uns nicht ein gutes Hotel besorgen? Und einen guten Platz fürs Rennen?" Das hab natürlich alles gemacht, aber irgendwann kam mir der Idee, ob man nicht auch daraus ein Geschäft machen könnte. So entstand "My Yacht Group".
Und zwischen all dem sind Sie auch noch bei den Olympischen Winterspielen Bob gefahren.
Mir ist irgendwann aufgefallen, dass Ungarn kein eigenes Bob-Team hat. Und mein Vater kommt ja aus Ungarn. Ich bin dann ein Jahr lang auf eine Bobschule in Innsbruck gegangen, hab den ersten richtigen Lauf in Cortina d'Ampezzo wie durch ein Wunder ohne Sturz geschafft. Und dann haben wir uns tatsächlich mit dem Zweierbob für Lillehammer 1994 qualifiziert und wurden immerhin 30. 1998 und 2002 bin ich noch mal mit dem Viererbob dabei gewesen.
In diesen Tagen wird viel davon geredet, dass sich die Reichen immer mehr vom Rest absondern. Bekommen Sie das auch mit?
Ehrlich gesagt: Das ist nicht meine Erfahrung. Ich glaube auch, dass es in die falsche Richtung geht, immer von dem einen Prozent und den 99 Prozent zu reden. Wir etwa geben ein Teil unserer Einnahmen bewusst an Wohltätigkeitsorganisation. Und jede Superyacht, die gebaut wird, sichert in den Werften hunderte oder tausende Arbeitsplätze. Und glauben sie mir, ich hab schon viele reiche Menschen auf teuren Yachten gesehen, die sehr glücklich waren. Aber auch genauso viele Unglückliche.
