Anne Will Entspannt, katholisch und ohne Hosenanzug

Anne Will kommt zurück in die ARD. Ihre Sendung hat einen neuen Sendeplatz. Die Jahre des harten Polit-Talk sollen vorbei sein. Erleben wir jetzt wie die harte Schale der Anne Will abblättert?

Sie sitzt entspannt in einer Liege über den Dächern von Berlin, eine Biene fliegt vorbei, dann schlägt Anne Will nicht besonders subtil eine Sonntagszeitung auf. Aha, die Frau hat also frei. Bemüht locker hört sie dann auch noch Musik, nachbarfreundlich mit Kopfhörern. Ja, Anne Will ist aus der Sommerpause zurück und freut sich völlig ausgeruht auf ihre Talkgäste - dass will uns das kurze Werbefilmchen der ARD sagen. Ihren angestammten Sendeplatz am Sonntagabend nach dem Tatort übernimmt allerdings Günther Jauch. Will wird es ab jetzt immer mitwochs nach den Tagesthemen geben.

Für die nackten Zuschauerzahlen ist der Wechsel von Sonntag auf Mittwoch ein Rückschritt. Ob es für die Quote, also den Marktanteil, schlecht sein wird muss sich zeigen. Der "Bild am Sonntag" ("BamS") sagte Will, dass sie nicht sofort zugesagt hatte, als die ARD ihr die Entscheidung mitgeteilt hatte. Sie musste erst überlegen: "Was will ich machen? Was entspricht meinem journalistischen Ethos?" Am Ende sei die ARD aber immer der richtige Sender für sie gewesen. Außerdem könne sie jetzt auch mal am Sonntag auf einen Geburtstag gehen. Ganz entspannt eben.

Ihre Sendung kriegt 15 Minuten mehr, eine Couch und wird etwas mehr wie "Beckmann" werden. Das heißt, am Anfang jeder Sendung wird Frau Will einen Gast allein interviewen, danach kommen nacheinander Gäste hinzu. Wirklich innovativ ist das nicht, aber es könnte der Gastgeberin und dem Zuschauer entgegenkommen. Schließlich waren Wortgefechte, bei denen Will selbst den Überblick verlor, oft das Problem an ihren Gesprächsrunden.

Schwieriges Verhältnis zur katholischen Kirche

Auch wenn das Interview mit der "BamS" an einigen Stellen belanglos erscheint ("Ich kann Hosenanzüge tatsächlich nicht mehr sehen") und es generell etwas zu gut in das neue Vermarktungskonzept der ARD einer entspannteren Anne Will passt, es ist erfrischend einen Einblick in die ansonsten so verschlossen wirkende Frau zu bekommen. Mit allem Recht hat sie es sich vor einigen Jahren nicht nehmen lassen selbst über den Zeitpunkt ihres Outings und ihre Lebensgefährtin, Miriam Meckel zu sprechen. Weitere Anfragen zu ihrem Privatleben ignorierte Will oft. Jetzt spricht sie über das schwierige Verhältnis ihres katholischen Glaubens und die Ablehnung von Homosexualität durch Papst und Kirche. Austreten wolle sie noch nicht. Sie sei "in dieser Kirche und einer kirchlichen Gemeinschaft verwurzelt."

Am Schluss ihres Entspannungsinterviews verrät Will, sie würde am liebsten sinnlos durch das Fernseprogramm zappen. Im ARD Trailer zum neuen Sendeplatz liegt sie am Ende auf einer Couch und zappt - zum Tatort.

ono

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