13 Premierminister hat Königin Elisabeth II. bereits kommen und gehen sehen: Nicht mit allen soll sich die Monarchin sonderlich gut verstanden haben. Das Verhältnis zu Margaret Thatcher galt als schwierig, ebenso das zu Tony Blair, in dessen Amtszeit der Tod von Prinzessin Diana fiel. Auch der neue Mann an der Spitze der Regierung ihrer Majestät dürfte die Königin vor Herausforderungen stellen.
Am Mittwochnachmittag fragte die Monarchin Tory-Chef Boris Johnson, ob er in ihrem Namen eine Regierung bilden will. Das Treffen mit dem designierten Prime Minister erfolgte unmittelbar nachdem die bisherige Amtsinhaberin Theresa May offiziell bei der Königin ihr Rücktrittsgesuch eingereicht hatte. Es ist die Aufgabe der Monarchin, anschließend einen anderen Mann oder eine andere Frau mit der Regierungsbildung zu beauftragen. Und sie wird diese Aufgabe Boris Johnson anvertrauen.
Nicht weil die Queen ein großer Johnson-Fan wäre. Das darf angesichts der Tatsache, dass es der 55-Jährige in der Vergangenheit mit der Wahrheit nicht so genau genommen hat, stark bezweifelt werden. Die Königin wird jedoch – wie sie das seit 1952 immer getan hat – ihre politische Neutralität wahren, sich nicht öffentlich zu Johnson äußern und tun, was ihre Pflicht ist: den Mann mit der Regierungsbildung beauftragen, der die besten Chancen auf eine Mehrheit im Parlament hat.
Hätte die Queen statt Johnson jemand anderes beauftragen können?
Streng genommen hätte Elizabeth II. sich sogar einen anderen Kandidaten aussuchen können, den sie mit der Regierungsbildung beauftragt. Zum Beispiel Jeremy Hunt, Johnsons Kontrahent in der konservativen Partei. Doch damit hätte sich die Queen keinen Gefallen getan. Erstens, weil Hunt keine Aussicht auf eine Mehrheit im Parlament gehabt hätte, sie also in der kommenden Woche doch hätte Johnson beauftragen müssen. Zweitens weil Hunt die Abstimmung gegen Johnson verloren hatte. Und drittens, weil dies wohl einen massiven Verstoß gegen das Neutralitätsgebots des Monarchen dargestellt hätte – und damit das Ansehen der Krone beschädigen würde.

Elizabeth II. ist zu absoluter politischer Neutralität verpflichtet. Das ist auch der Grund, warum sie zu Themen wie Euro, der Unabhängigkeit Schottlands oder dem Brexit in der Vergangenheit stets geschwiegen hat. Sie darf sich öffentlich nicht dazu äußern. Doch das heißt nicht, dass die wöchentlichen Unterredungen bei der Queen für den künftigen Premierminister Johnson nette Tee- und Plauderstunden werden – im Gegenteil.
Die Angst vor der Queen
Die Queen ist dafür berüchtigt, in den privaten Unterredungen ihren Premierministern auf den Zahn zu fühlen, sie mit Fragen zu löchern und zu aktuellen politischen Themen ihre Meinung kund zu tun. Streng geheim, versteht sich. Es heißt, so einige Premierminister hätten vor dem wöchentlichen Termin mit der Queen gezittert. Es dürfte schönere Termine für Boris Johnson geben.