Am 15. März, kurz nachdem in zwei Moscheen der neuseeländischen Stadt Christchurch mehrere Menschen getötet wurden, erhält Idil Baydar wieder einmal eine SMS eines unbekannten Absenders: "Du widerliche fette ätzende Türkensau, so wie heute in Neuseeland knallen wir dich und Halise Baydar ab." Es ist nicht die erste Nachricht dieser Art, die die Komikerin erreichte. Zuvor und auch danach erhielt sie weitere ähnlich lautende Nachrichten, wie die Berlinerin auf Facebook schreibt. Anschließend berichtete zuerst der "Tagesspiegel" über die Morddrohungen gegen die 44-Jährige.
Die Absender sind meist anonym, es tauchte aber auch schon ein "SS-Obersturmbannführer" als Absendername auf. Die Schutzstaffel (SS) war in der Zeit des Nationalsozialismus unter anderem für die Verwaltung der Konzentrationslager verantwortlich. Der Rang "Obersturmbannführer" gehörte dabei zu den Führungspositionen.
"Verpiss dich aus Deutschland, solange du noch lebend rauskommst", war eine weitere Botschaft – und gehörte dabei tatsächlich noch zu den harmloseren Nachrichten, die die Künstlerin erhielt.
Idil Baydar entschied sich, die Nachrichten zu veröffentlichen. Damit möchte sie auch anderen von Rassismus und Beleidigungen Betroffenen Mut zusprechen. "Bitte gebt niemals auf, weiter an der Abschaffung von Rassismus in unseren Gesellschaften zu arbeiten. Ganz einfach, weil wir es verdient haben, eine Welt der Liebe und Solidarität zu erschaffen, eine Welt von Freundschaft und Einheit (...)", schreibt Baydar in ihrem Facebook-Post.
Idil Baydar zeigt sich weder schockiert noch überrascht
Weder sei sie wegen der Drohungen schockiert noch überrascht, schreibt Baydar, doch von der Polizei fühle sie sich im Stich gelassen – und erhebt schwere Vorwürfe. Was sie wirklich erschrecke, sei "das dumpfe Scheiß-Gefühl, dass die Instanzen, wie Polizei und Rechtssystem, entweder aus eigener Gesinnung heraus oder auf Grund nicht ausreichender Gesetze nicht helfen wollen oder können".
Die Bedrohungslage scheint sie dabei durchaus ernst zu nehmen. In ihrem Posting schreibt sie nämlich, dass sie sich und ihren Prinzipien treu bleiben möchte – und fügt die Worte an: "Selbst wenn sie mich erschießen oder ermorden, wie sie es mit den vielen vor mir gemacht haben …"
Quellen: Facebook / "Tagesspiegel"
