Corey Worthington Die "Party-Pest" wird Werbestar

  • von Jörg Isert
Corey Worthington ist der männliche Paris Hilton: Baue Scheiße, stehe dazu und werde reich damit. Erst ruinierte Worthington das Haus seiner Eltern, jetzt verdient sich der 17-Jährige Australier mit Werbung eine goldene Nase.

Rätsel: Gesucht wird eine Person mit Sonnenbrille, gelb umrandet und viel zu groß. Man könnte auch sagen: hässlich. Die Person ist hellblond und jung. Sie trägt einen seltsamen Hut und zeigt sich auch mal oben ohne. Sie spricht belangloses Zeug: "Ich werde mich nicht ändern. Ich liebe es, jung zu sein und Spaß zu haben. Ich werde mich nicht ändern." Das Wichtigste in ihrem Leben: Feiern bis zum Umfallen.

Das alles hört sich verdächtig nach Paris Hilton an. Doch die gesuchte Person heißt Corey Worthington. Der Sechszehnjährige ist die männliche Variante der Hotelerbin. Partyboy statt Partygirl. Vor- und Nachname mit Anführungszeichen gibt 102.000 Google-Suchergebnisse, ohne sogar 220.000. Schnell landet man auf der Fansite "ilovecoreyworthington". Untertitel: "Party on, Corey. Party on." Im Web tobt der World Wide Wahnsinn.

Corey allein zu Haus

Vor drei Monaten war Corey Worthington noch ein No-Name. Zu recht. Sein Weg zur Berühmtheit begann im Januar, als der Teenager noch sechzehn war. Die Eltern fuhren in Urlaub. Ob Worthington wusste, wohin genau, mag bezweifelt werden. Jedenfalls nach ganz weit weg: Queensland liegt etwa 2000 Kilometer entfernt von dem Melbourner Vorort, in dem der Sohnemann das Haus hüten sollte.

Corey allein zu Haus - was sich nach Kinderkino anhört, wurde zur Real-Life-Version des Hollywood-Streifens "Lockere Geschäfte". In dem Film macht der junge Tom Cruise daheim Party bis zum Umfallen, während die Eltern im Urlaub sind. Der Unterschied: 1983 gab es noch kein Internet. Corey Worthington lud auf MySpace zum fröhlichen Umtrunk zu Hause ein: "Sturmfreie Bude, sagt es weiter. Und bringt was zum Trinken mit. Ihr solltet das nicht verpassen."

Anarchie mit Hubschrauber und Hundestaffeln

Ach ja, das "World" in World Wide Web, es hat einen Grund: Es lesen halt nicht nur Freunde mit. 500 Partygäste rückten an im trauten Heim der Worthingtons. Am Ende war statt traut nur noch laut angesagt. Hubschrauber und Hundestaffeln wurden eingesetzt, um die menschliche Meute im Zaum zu halten. Es gelang nur teilweise. Die ungeladenen Gäste warfen Flaschen und Steine, um die noch ungeladeneren Gäste, die Polizei, wieder zu vertreiben. Es war die reine Anarchie.

"Nimm Deine Sonnenbrille ab und entschuldige Dich"

Man kann aber auch sagen: Corey Worthingtons fatale Feier war die beste Party aller Zeiten. So sehen das die jungen User dieser Welt. Auch viele deutschsprachige sind darunter: "So muss ne Party laufen! Ne Party über die auf anderen Kontinenten berichtet wird! HAMMER." Hammer, wohl wahr. Corey wird von den prominenten TV-Nachrichtenmoderatoren Australiens in Live-Schalten seitdem in dem selben jovialen Tonfall begrüßt, in dem sie sich auch mit dem neuem Premierminister Kevin Rudd unterhalten würden: "Thanks for joining us." Eine News-Frau gerierte sich als moralische Instanz - und ließ den dumpfbackenen Teen dadurch gut aussehen: "Nimm Deine Sonnenbrille ab und entschuldige Dich bei uns allen dafür, was Du angestellt hast." - "Ich nehme die Brille nicht ab. Sie ist berühmt."

So geht der mediale Wahnsinn immer weiter. Dank Youtube kann die Welt daran teilhaben. "Corey, was dachtest Du dir dabei?" - "Eigentlich nichts." "Haben Deine Eltern Dir die Party erlaubt?" - "Nicht wirklich." "Warum hast Du es dann gemacht?" "Na ja, ich wollte mit ein paar Kumpels feiern. Und dann ist es ein bißchen aus dem Ruder gelaufen. Und dann, ja."

Und dann, ja. Die Medien haben Mißfallen am Leben und Wirken des Jugendlichen gefunden. Den britischen Zeitungen gilt er als "Partypest". Andererseits ist der Teenie eine Kultfigur, wie er kürzlich erzählte: "Die Leute sagen zu mir: Du bist eine Legende." Eine Legende. Mit siebzehn Jahren. Was kann da überhaupt noch kommen?

Werbehonorar höher als der Party-Schaden

Ziemlich viel. Der maximale Overhype, er war nur der Anfang. Gerade machte die Online-Ausgabe der australischen Boulevardzeitung "Daily Telegraph" mit der Meldung auf, dass Worthington, zu dem es bereits ein Bier gibt, seinen ersten Werbespot gedreht habe. Mit freudigem Einverständnis von Mom und Dad. Eine virale Kampagne soll es werden, natürlich: Weil Worthingtons Ruhm im Web seinen Anfang nahm. Worum es in dem Spot gehen mag? Gedreht wurde er jedenfalls - wo wohl? - vor Worthingtons Elternhaus.

In "Lockere Geschäfte" machte Tom Cruise am Happy Ende Karriere. Spätestens jetzt ist es bei Worthington ähnlich: Sein Werbe-Honorar liegt nach Angaben seines Managers weitaus höher, als der finanzielle Schaden, der bei seinem Party-Desaster angerichtet wurde. Kein Wunder. Hinter der Werbung soll keine Popelfirma stecken, sondern die britische Sparte des Mobilfunkkonzerns O2. Hierzulande wäre Worthington damit auf Augenhöhe mit Promis wie Beckenbauer und Veronica Ferres.

Der Schluss, den Teenager in aller Welt aus dieser Geschichte ziehen müssen, kann eigentlich nur dieser sein: Party on, Leute. Party on.

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