Kim Cattrall "Wir wachsen mit Märchen auf"

Kim Cattrall, die "Samantha" in "Sex and the City", glaubt nicht an den Traumprinzen. Für sie besteht das Liebesleben aus Kompromissen. Warum die 51-Jährige, die mit einem 23 Jahre jüngeren Koch liiert ist, trotzdem glücklich ist, und wie man als Single fehlenden Körperkontakt ausgleicht, verrät sie im Gespräch mit stern.

Erfolgreiche Single- Frauen haben es auch bei uns nicht leicht, ihren Mr. Big zu finden. Sie hätten gern einen Typen, der schlauer …

…reicher, mächtiger ist als sie. Als Frau, die selbst auf dieser Suche war, muss ich eines gleich sagen: Ich halte es für unrealistisch, dass man von einer Person alles bekommen kann. Ich bin mit einem Mann zusammen, der nicht das gleiche Bildungsniveau hat wie ich. Aber ich habe Freunde, mit denen ich das teile. Und mit ihm habe ich ungeheuer viel Spaß, er ist sehr fröhlich und sehr leidenschaftlich mit seiner Arbeit. Es ist das falsche Rezept, wenn eine Frau eine Liste erstellt, auf der alles eins plus plus sein soll. Es war ein bisweilen schmerzhafter Weg, bis ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin, aber: So ist es.

Warum suchen Frauen trotzdem nach Mr. Big?

Das liegt in unserer DNA, wir werden so programmiert. Wir alle wachsen mit Märchen auf; wenn du als Kind keine Märchen liest, dann fällst du aus dem Rahmen - wer will das schon? Und da ist er das Vorbild, das uns verkauft wird: der große, starke, schöne Mann, der älter ist und weiser, der uns davonträgt auf seinem weißen Pferd, und alles wird gut. Auf eine Art nimmt uns das aus der Verantwortung, uns damit auseinanderzusetzen, wie das Leben wirklich ist. Eben nicht so perfekt, sondern immer ein Kompromiss und Arbeit, Arbeit.

Existieren zumindest Aspekte dieser Märchenfigur?

Vielleicht. Ich habe durchaus Männer getroffen, die mutig und mächtig waren und mir in Situationen geholfen haben, die schwierig waren - aber das ist definitiv nicht das, was ich will: Ich erledige das lieber selbst. (lacht)

Mr. Big, der sich nicht fest binden will, wurde bei "Sex and the City" jahrelang als Mythos behandelt. Entmystifizieren Sie ihn nun, indem Sie ihm einen Namen geben: John James Preston?

Joooohn! Ein ausdrucksloser Name, nicht wahr? Ich finde nicht, dass er für besonders viel Authentizität spricht. Mr. Big beschrieb ihn besser.

Im Film möchte er heiraten. Und Ihre vier Damen sind alle in ernsthaften Beziehungen - aber sind sie deshalb glücklichere Frauen?

Offenbar nicht! Bei Samantha, meiner Figur, geht es nun darum, sich einzugestehen und zu respektieren: Monogamie ist kein Teil ihres Charakters. Weil der Mann, der sie liebt, attraktiv ist und charmant und sexy, weil er also alles ist, was eine Frau sich wünscht, sollte sie glücklich sein, aber etwas stimmt nicht mit ihr - ihr reicht das nicht. Am Ende sagt sie ihm: Ich liebe dich, aber ich liebe mich mehr. Sie findet zu sich zurück.

Die Serie "Sex and the City" zeigte die glamouröse Seite des Single- Daseins, sie transportierte die Single-Frau in die Popkultur…

…definitiv, ja.

Wie sieht die traurige Seite aus?

Als ich lange Zeit Single war, in meinen Dreißigern, fehlte mir ein Mensch, der mich richtig gut kennt, anders als eine Freundin mich richtig gut kennt: mit dieser Intimität. Ich wollte berührt werden - gar nicht mal auf sexuelle Weise, ich sehnte mich danach, einfach umarmt zu werden. Ich erinnere mich: Ich ging in der Zeit häufig zur Massage, nur um ein bisschen Körperkontakt zu spüren.

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Interview: Ulrike von Bülow

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