Gott sei dank, Paris Hilton hat endlich wieder Zugang zu ihrem geliebten Blackberry. Handy am Ohr, elektronische Fessel am Fuß. Zuhause nach nur drei Tagen. Aber war's das wirklich schon? Nicht so schnell, sagt Los Angeles City Attorney Rocky Delgadillo. "Ich bin sehr erschüttert über die Entscheidung des Sheriff Departements, Mrs. Hilton nach nur drei Tagen schon wieder nach Hause zu schicken", so der oberste Jurist in L.A.
Und schwupps, stellte Delgadillo einen Eilantrag, Hilton erneut in den Gerichtssaal zurückzuholen. Am Freitagmorgen Los Angeles Ortszeit muss die talentlose Erbin erneut vor Richter Michael Sauer antreten. Der hatte sie am 4.Mai zu 40 Tagen Gefängnis verdonnert. Und übrigens seine Zustimmung zur vorzeitigen Entlassung aus der Haft nicht erteilt. Wenn da mal nicht einer böse ist im Saal. Delgadillo verlangt von Sauer, die Entscheidung des Sheriffs zu überstimmen und Hilton sofort wieder retour zu schicken, Richtung Frauenknast.
Entlassung sorgt für Zündstoff
Keine Frage, die Entlassung sorgt derzeit für Zündstoff in Amerika. Delgadillo verlangt vom Richter, dass Hilton zurück nach Lynwood geht und dort ihre Strafe absitzt. Hilton-Anwalt Richard Hutton hatte die vorzeitige Entlassung erzwungen, nachdem ein Psychiater Hilton im Gefängnis aufgesucht und festgestellt hatte, dass sie "kurz vor einem Nervenzusammenbruch" stehe. Dr. Charles Sophy, der einst auch ein sehr positives psychiatrisches Gutachten für Mr. Michael Jackson im Kinderschänder-Prozess erstellt hatte, gab zu Protokoll, dass Mrs. Hilton "nervlich völlig am Ende sei". Ob der gegelte Psychologe dieselbe Hilton meinte, die noch am Abend vor ihrer Einweisung munter bei den MTV Awards in Los Angeles Interviews auf dem Red Carpet gab?
Arme Paris. Wer nun mit einer Welle der Paris-Sympathie in den USA gerechnet hat, der sah sich am Donnerstag arg getäuscht. Kurz nachdem die Nachricht die Runde gemacht hatte, dass Mrs. Hilton jetzt wieder in ihrer Villa in West Hollywood auf plüschigen Kissen kuschelt, anstatt dünne Knast-Decken zu knuddeln, stürmten die Kritiker an die Front. "Skandal, hier handelt es sich um einen klaren Fall von ökonomischer und ethnischer Bevorzugung", wütete Reverend Al Sharpton, ein - zugegeben - PR-geiler Altpolitiker und Bürgerrechtler. Aber Unterstützung folgte auf den Fuß. Die Sheriff-Gewerkschaft ließ über ihren Präsidenten Steve Remige mitteilen, dass es sich hier "offenbar um Bevorzugung handelt". Remige weiter: "Das kennen wir doch irgendwoher, Ach ja, wer erinnert sich nicht an den Mel Gibson Fall?"
Am späten Donnerstagnachmittag kam dann auch heraus, dass Richter Sauer selbst gegen die vorzeitige Entlassung von Paris Hilton gestimmt hatte. Und L.A. County Supervisor Don Knabe brachte es wohl auf den Punkt, als er sagte: "Das ist doch Bullshit, was hier abgeht und zeigt wieder einmal deutlich, dass in unserem Justizsystem der Wurm steckt."
Demütige Pressemitteilung
Und was sagt Paris: Sie ließ eine demütige Pressemitteilung herausgeben. Wie ein verurteilter Mörder, der jahrelang unschuldig im Gefängnis saß: "Ich habe sehr viel gelernt und hoffe, dass auch andere junge Menschen aus dem Umstand gelernt haben. Ich werde meine 40 Tage Arrest ableisten." Ja, "zuhause unter der goldenen Dusche", witzelte Late-Talker David Letterman. Und Kollege Jay Leno fügte süffisant hinzu: "Paris Hilton hat am Tag 150.000 Dollar Antrittskosten im Gefängnis verlangt. Das war dem Sheriff dann wohl doch zuviel."
Einzig Box-Promoter Don King sprach sich nach der Entlassung von Hilton für die Blondine mit Psycho-Problem aus. "Paris repräsentiert das, was dieses großartige Land so wunderbar macht", plapperte der Wuschelkopf in die Mikrofone. Als würde er versuchen, Mike Tyson als Kandidaten für den Friedensnobelpreis anzupreisen.
Was sind die wahren Gründe?
Und was ist nun der wahre Grund für die vorzeitige Heimreise von Hilton? Kenner der kalifornischen Justizszene sagen, dass es nicht ungewöhnlich ist, eine Gefangene mit geringem Fluchtrisiko und kleinem Delikt schnell wieder nach Hause zu schicken. Staranwalt Steve Cron: "Die Gefängnisse in Kalifornien sind überfüllt. Der Aufwand, einer Prominente wie Hilton die nötige Sicherheit im Gefängnis zu gewährleisten, ist enorm und sehr kostenaufwendig." Oder war es doch die simple Erklärung, dass das Sheriff Department einfach keine Lust mehr auf all den Trubel vor dem Lynwood Detention Center hatte und endlich wieder Ruhe einkehren lassen wollte? Wenn dem so ist, dann hat der Sheriff sein Ziel erreicht. Seit gestern sind die Pressetrucks wieder abgerückt. Richtung Hollywood. In der Hoffnung, Paris mit Fußfessel vor die Kamera zu kriegen. Die Jagd geht weiter.