Erst zwei Auftritte am Stock, dann eine abgesagte Reise nach Nordirland und schließlich ein Krankenhausaufenthalt: Die Briten sorgen sich um die Gesundheit von Queen Elizabeth II. Nun musste die 95-jährige Monarchin einen weiteren Termin streichen, den sie fest in ihrem Kalender eingeplant hatte – den Weltklimagipfel im schottischen Glasgow. Vom 31. Oktober bis zum 12. November treffen sich dort rund 200 Ländervertreter, um Klimaziele zu verhandeln. Als britisches Staatsoberhaupt wäre die Queen gewissermaßen Gastgeberin des Gipfels gewesen.
Umso schwerer dürfte ihr die Absage gefallen sein. "Ihre Majestät hat mit Bedauern entschieden, dass sie doch nicht nach Glasgow reisen wird", teilte der Buckingham Palast mit. Ärzte der Königin hätten ihr weiterhin zur Ruhe geraten. Vertreten wird die Königin nun von ihrem Sohn, Thronfolger Prinz Charles, und seiner Frau Camilla sowie Enkel Prinz William nebst Gattin Kate. Die Queen will sich mit einer aufgezeichneten Videobotschaft an die Teilnehmer der Klimakonferenz wenden.
Es ist ein weiteres Signal für den leisen Rückzug der Regentin, die seit 1952 auf dem britischen Thron sitzt. Im kommenden Jahr feiert Elizabeth II. ihr Platin-Jubiläum. Bereits nach dem Tod ihres Mannes Prinz Philip im April dieses Jahres wurde angeregt, dass die Queen bei zukünftigen Terminen stets von einem hochrangigen Mitglied der Königsfamilie begleitet werden soll. Nach der Sommerpause etwa zeigte sie sich gemeinsam mit ihrer Tochter Anne bei einem Auftritt in der Westminster Abbey.
Abdankung kommt für Queen Elizabeth II. nicht infrage
Was zunächst nur als Ausnahme gedacht war, dürfte zur Regel werden. Die jüngeren Royals sollen die 95-Jährige entlasten und notfalls einspringen, wenn die Queen nicht in der Lage ist, einen Termin wahrzunehmen – so wie nun beim Klimagipfel in Glasgow. Zudem hat die Monarchin bereits mehrere Schirmherrschaften an andere Mitglieder der "Firma", wie das Königshaus intern genannt wird, abgegeben. Reisen ins Ausland nimmt Elizabeth II. schon lange nicht mehr wahr. Der Rückzug auf Raten – er hat längst begonnen und wird durch den Gesundheitszustand der Queen allenfalls beschleunigt.
Eine Abdankung, wie sie etwa die niederländische Königin Beatrix im Jahr 2013 vollzogen hat, kommt für Queen Elizabeth II. nicht infrage. Dafür ist sie viel zu pflichtbewusst und zu gläubig, immerhin hat sie bei ihrer Inthronisierung 1953 geschworen, dass Gott ihr helfen würde, ihre Rolle als Staatsoberhaupt bis zu ihrem Tod zu erfüllen. Diesen Eid zu brechen, ist für die Monarchin ausgeschlossen. Elizabeth II. führe einen "Kampf zwischen ihrem Kopf und ihrem Körper", formuliert es Schriftstellerin Angela Levin, die mehrere Bücher über die Royals geschrieben hat. Prinz Philip sei stets derjenige gewesen, der die Queen geerdet habe und auch mal zu einer Pause zwang. "Er hätte seiner Frau gesagt: 'Hör auf, geh nicht zu so vielen Terminen und entspann dich ein wenig'", sagte Levin dem britischen Sender "Talkradio".
Die Rolle von Prinz Philip müssen nun Palastmitarbeiter einnehmen. So soll der Terminplan von Queen Elizabeth II. ausgedünnt werden, damit die Monarchin zur Ruhe kommt. Vor rund vier Wochen kehrte sie offiziell von ihrer Sommerpause zurück und absolvierte bis zu ihrem Krankenhausaufenthalt Mitte Oktober 19 Termine im ganzen Königreich – zu viel für eine 95-Jährige. Die Ärzte verordneten ihr eine mehrtägige Pause.
Die Queen guckt gern spätabends TV-Serien
Nach knapp einer Woche Abstinenz nahm die Queen am Dienstag wieder einen Termin wahr – allerdings nur virtuell. Von Schloss Windsor aus gewährte sie per Videoschalte den Botschaftern Südkoreas und der Schweiz eine Audienz. Ein Modell mit Zukunft: Während die jüngeren Royals für Termine quer durchs Land reisen, könnte Elizabeth II. Verpflichtungen in der nähren Umgebung wahrnehmen oder Termine eben virtuell absolvieren.
Laut einem Bericht der "Sunday Times" ist es aber nicht nur der straffe Terminplan, der bei der Queen für zunehmende Erschöpfung sorgt, sondern auch ihre Vorliebe für spätabendliche Serien. Die Queen gilt als Fan der BBC-Produktion "Line of Duty", die sonntags um 21 Uhr ausgestrahlt wurde. Zudem soll sie zuletzt die von Enkel William initiierte Verleihung des "Earthshot Prize" im TV verfolgt haben. Den Terminplan der Queen mögen ihre Mitarbeiter ausdünnen können, ihre TV-Gewohnheiten werden sie wohl nicht mehr ändern.
Quellen: "Sunday Times", "Daily Mail"