Die britische Königin Elizabeth II. hat dementieren lassen, dass sie sich während ihres Staatsbesuchs in Deutschland für die britischen Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg entschuldigen soll. Britische Boulevardzeitungen hatten berichtet, die Bundesregierung erwarte eine solche Entschuldigung und setze die Queen entsprechend "unter Druck".
"Wir sind nicht um eine Entschuldigung gebeten worden"
Doch ihre Sprecherin Penny Russel-Smith sagte am Donnerstag in London: "Wir sind nicht um eine Entschuldigung gebeten worden." Die Königin sei sich "des Leidens aller Völker während des Krieges sehr wohl bewusst". Sie habe den Krieg selbst in London erlebt.
Die Sprecherin verwies darauf, dass die Queen für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche gespendet habe. Außerdem werde sie während ihres Staatsbesuchs vom 2. bis zum 4. November zu einem Galakonzert für die Frauenkirche einladen. Der Erlös des Abends in Berlin sei für den Innenausbau bestimmt. Im übrigen werde sie während ihres Besuchs "nach vorne schauen und nicht zurück".
Hintergrund: Bombenkrieg
Ab September 1940 wurden weite Teile Londons und anderer britischer Städte von deutschen Fliegern zerbombt. Im November erreichten die täglichen Luftangriffe mit der Zerstörung der Altstadt von Coventry samt deren Kathedrale einen Höhepunkt. Der Luftkrieg war eskaliert und zog Vergeltung nach sich: 1943 wählte die britische Luftwaffe den Decknamen "Operation Gomorrha" für eine Terroraktion, die in erster Linie Hamburger Wohnviertel traf, und zwar mit einer Gewalt, deren Ausmaß und Folgen sich niemand hatte vorstellen können. Es folgte die Zerstörung weiterer deutscher Städte bis hin zur militärisch völlig bedeutungslosen Bombardierung Dresdens am 13./14. Februar 1945, bei der über 35.000 Zivilisten starben.
"Deutsche schreiben die Geschichte um"
Die Zeitung "Daily Express" titelte am Donnerstag: "Deutsche wollen, dass sich die Queen für den Krieg entschuldigt." Als Quelle dafür wurden namentlich nicht genannte deutsche und britische Diplomaten angeführt. Im Leitartikel schrieb das Blatt: "Es wäre völlig falsch, wenn sich die Königin für die Bombardierungen deutscher Städte im Zweiten Weltkrieg entschuldigen oder auch nur Bedauern äußern würde. Die Deutschen sind in letzter Zeit eifrig dabei, die Geschichte umzuschreiben. Vielleicht haben sie deshalb vergessen, dass sie es waren, die den Krieg angefangen haben."