Was macht eigentlich... Stefano Stefani

Der italienische Staatssekretär sorgte im Juli mit seinen Ausfällen gegen deutsche Touristen für Turbulenzen. Kanzler Schröder stornierte daraufhin seinen Adria-Urlaub

Zur Person

Der 65-Jährige hat aus erster Ehe mit der Deutschen Karolina Frey zwei Töchter. Seit seinem Rücktritt als Tourismus-Staatssekretär im Juli 2003 vertritt Stefani seine Partei Lega Nord als Abgeordneter im römischen Parlament. Der Vertrauensmann von Parteichef Umberto Bossi ist außerdem einer der größten Unternehmer in der Provinz Vicenza. Seine Schmuckfabrik "Stefano Stefani" beliefert ganz Italien und exportiert ins europäische Ausland sowie in die USA, die Arabischen Emirate und nach Südamerika. Kleines Foto: Stefani im Januar dieses Jahres in seinem Büro. Mittlerweile ist er Verlagschef des Lega-Parteiorgans "La Padania".

Das Interview mit Stefano Stefani führte Luisa Brandl

Signor Stefani, waren Sie dieses Jahr auf dem Oktoberfest?

Heute habe ich keine Zeit mehr dazu, da bin ich nur noch geschäftlich in München. Aber als ich jung war, sind wir oft mit unserer Clique dorthin gefahren und haben uns prächtig amüsiert.

Sind also doch ganz nett, die Deutschen.

Ich habe ganz Deutschland bereist und viele Freunde dort. Die haben mich im vorigen Sommer alle angerufen, um mir Beistand zu leisten. Ich habe denen gesagt: Lieb gemeint, aber das braucht ihr doch nicht. Ich weiß, dass ihr mich richtig versteht. Im Übrigen fahre ich nur deutsche Autos: einen Audi A6 Avant, einen Audi TT, einen Audi A4 und einen Firmenwagen von VW. Das Papier für unsere Parteizeitung "La Padania" kommt auch aus Deutschland.

Ebenso wie Ihre erste Frau, die Sie kennen gelernt haben, als sie in Italien Urlaub machte.

Das ist 40 Jahre her. Ich habe mich in Karolina in Jesolo am Strand verliebt. Aber bitte keine Details, das wird mir zu persönlich. Nur so viel: Wir wohnten damals in demselben Hotel. Nach der Scheidung hat sie meinen Familiennamen nicht abgelegt, wir verstehen uns noch gut. Sie lebt in Vicenza und hat für mich bei den Interviews mit der deutschen Presse gedolmetscht.

Wie haben Ihre beiden gemeinsamen Töchter auf Ihren Satz in der "Padania" reagiert, die Deutschen "fallen lärmend über unsere Strände her, besoffen vor arroganter Selbstsicherheit"?

Sie haben gesagt, Papa, tu einfach so, als sei nichts geschehen. Sie waren tapferer als ich, haben zu mir gestanden, als alle nur auf mir rumhackten. Meine Töchter sind viel im Ausland. Stefania, die ältere, lebt in Prag. Deutsch sprechen sie allerdings nicht so gut. Wir haben versäumt, sie zweisprachig großzuziehen. Um diese verpasste Chance tut es mir heute sehr leid.

Bereuen Sie, was Sie über die Deutschen gesagt haben?

Wieso bereuen? Nicht die Bohne! Und dass der Bundeskanzler seinen Italienurlaub abgesagt hat, juckt mich nicht. Er kann doch machen, was er will. Er ist doch der Chef.

Und Ihr Chef, Silvio Berlusconi, hat Sie anschließend gefeuert. Waren Sie verärgert?

Das ist das Letzte, was mir in den Sinn käme! Ich fühle mich auch keineswegs als Sündenbock. Ich habe halt Probleme gekriegt. Berlusconi hat mich gebeten, das Amt niederzulegen. Das finde ich in Ordnung. Er hat mich ernannt, da kann er mich auch wieder abberufen.

Denken Sie, dass Sie dem Tourismus Ihres Landes geschadet haben?

Alles Humbug. Glauben Sie wirklich, dass die Deutschen sich von mir beeinflussen lassen würden? Die deutschen Italienurlauber sind sehr treu, die kommen doch jedes Jahr wieder. Wer das Gegenteil behauptete, wollte etwas künstlich aufbauschen. Das war doch eine gezielte Kampagne von politischen Gegnern gegen mich.

Werden Sie in nächster Zeit mal einen Urlaub in Deutschland verbringen?

Ich liebe das Meer und die Berge - wie alle Europäer. Ich fahre leidenschaftlich gerne Motorboot und laufe Ski. Ich würde zu gerne noch mal nach Garmisch fahren. Dort war ich zuletzt 1965. Es war ein bitterkalter Winter. Aber im Zuge der Klimaerwärmung sind die Winter in den Alpen ja nicht mehr so streng.

Sie sind ein Intimus von Ihrem Parteichef Umberto Bossi. Wollen Sie noch Karriere in der Politik machen?

Ich bin Abgeordneter und setze mich für das Programm der Lega ein. Mehr will ich auch gar nicht.

print

PRODUKTE & TIPPS