Wie im Boateng-Fall Missbrauch ist keine Liebe – physische und psychische Gewalt in einer Beziehung frühzeitig erkennen

Beziehung häusliche Gewalt
Es gibt frühe Anzeichen für häusliche Gewalt in einer Beziehung – Wachsamkeit ist hier gefragt
© IMAGO / Panthermedia
Häusliche Gewalt kommt in viel mehr Beziehungen vor als die meisten denken – zuletzt haben wir es an einem prominenten Fall gesehen. Damit man nicht in einer Partnerschaft mit psychischer oder physischer Gewalt landet, ist es ratsam, auf frühe Hinweise zu achten.

Vom Profifußballer bis zum letzten Idioten um die Ecke: Häusliche Gewalt gegen Frauen ist weit verbreitet. Jede dritte Frau in Deutschland erlebt ab dem 16. Lebensjahr mindestens einmal in ihrem Leben Gewalt, jede siebte sexualisierte. Gewalt gegen Frauen kennt keine Kultur, Gesellschaftsschicht, Herkunft, Religion, es kann alle treffen. Gerade in Beziehungen kommt es auch vermehrt zu psychischer Gewalt, doch darüber wird nach wie vor zu wenig gesprochen und zu wenig aufgeklärt.

Ein aktuelles, prominentes Beispiel: Am 2. November 2022 wurde der Fußballer Jérôme Boateng zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro wegen Körperverletzung vor Gericht verurteilt. Der Fußball-Weltmeister von 2014 war angeklagt, weil er 2018 seine damalige Partnerin und Kindesmutter, die in dem Verfahren als Nebenklägerin auftrat, in einem Karibik-Urlaub beleidigt, geschlagen und verletzt haben soll. Das zeigt wieder einmal: psychische und physische Gewalt in Beziehungen kommt häufiger vor, als man denkt.

Psychische Gewalt ist vielschichtiger als physische, wenn gleich beiden Formen der häuslichen Gewalt meist ähnliche Charaktereigenschaften zugrunde liegen. Schon beim Dating-Prozess kann man manchmal Indizien wahrnehmen, ob ein Mensch besonders übergriffig, kontrollierend, herrschsüchtig oder aggressiv ist. 

Die Kampagne "Liebe ohne Gewalt" von Yves Saint Laurent Beauty hat es sich zur Aufgabe gemacht, Frauen frühzeitig auf solche Warnsignale vorzubereiten und veröffentlichte neun Merkmale, bei denen man in einer Partnerschaft oder beim Kennenlernen hellhörig werden sollte, um nicht in eine Beziehung mit häuslicher Gewalt zu geraten. Sollte das Gegenüber folgende Merkmale aufweisen, ist äußerste Vorsicht geboten:

  • Ignoranz: Immer dann, wenn Wut aufkommt.
  • Erpressung: Wenn du dich weigerst, etwas zu tun.
  • Demütigung: Mit dem Ziel, dich zu unterdrücken.
  • Manipulation: Du sollst tun und sagen, was von dir verlangt wird.
  • Eifersucht: Bei allem, was du tust.
  • Kontrolle: Darüber, wohin du gehst und wie du aussiehst.
  • Eingriff in dein Leben: Dein Handy wird durchsucht oder dein Standort verfolgt.
  • Isolation: Du wirst von Freunden und Familie abgeschnitten.
  • Einschüchterung: Du wirst für verrückt erklärt und verängstigt.
Hilfe für bedrohte Frauen in Deutschland
Stiftung stern: Hier spenden

Opfer von häuslicher Gewalt in einer Beziehung müssen verstehen: Ihr seid nicht alleine

Die psychische Gewalt in einer Beziehung schließt die physische jedoch nicht aus. Es kann durchaus sein, dass man manipuliert, eingeschüchtert und beispielsweise gedemütigt wird und der Partner dann noch irgendwann die Hand gegen einen erhebt. Viele Frauen schämen sich zuzugeben, dass ihr geliebter Partner zu einem gewalttätigen Menschen geworden ist, doch leider zeigt das Beispiel von Jérôme Boateng erneut, dass es jeden treffen kann.

Manche Betroffene haben auch Angst sich von ihrem Partner zu lösen oder gegen ihn juristisch vorzugehen, hierfür gibt es Anlaufstellen wie der "BFF Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe E.V.", die man unbedingt nutzen sollte, um sich Rat oder Hilfe zu holen. Im Ernstfall, gerade bei physischer häuslicher Gewalt, sollte man sich natürlich immer an die Polizei wenden. 

Doch die aktuelle Rechtssprechung gegen den Profifußballer könnte auch etwas Gutes haben: Nämlich allen Frauen, denen häusliche Gewalt widerfährt oder widerfahren ist, Mut machen, sich zu wehren.

Quellen:  Awo, BFF, YSL

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