Spätestens wenn Weihnachten und der Jahreswechsel nahen, steht der Kalenderkauf an, ob für sich selbst oder als Geschenk. Trotz der Möglichkeit mit Handy oder Computer Termine zu planen, läuft das Geschäft mit echten Kalendern nach wie vor gut. Gefragt ist "auf einen Blick", nicht "auf einen Klick". Der Wandschmuck ist mehr als nur ein Zeitplaner - er ist Kulturgut in Deutschland. Seit einigen Jahren entwickle sich der Kalendermarkt sogar zum Ganzjahresverkauf hin, zitierte kürzlich das Branchenblatt "buchreport.express" Verlage wie Heye oder Mohn media.
Zu fast jedem Star, jedem Film, jeder Comic-Figur, jeder Stadt, jedem Land und jedem Tier gibt es heute Kalender. International reichen die Motive von Harry Potter bis zu jungen Priestern aus Italien - auf dem "Calendario Romano" sind junge Geistliche adrett abgelichtet. Auf dem Kalender der Bayerischen und Österreichischen Jungbauernschaft modeln junge Frauen als Bäuerinnen.
Der Geschäftsführer des DuMont Kalenderverlages, Michael Gilles, sagt: "Jeder Deutsche hat durchschnittlich fünf bis sechs Kalender, wenn man Wand-, Notiz- und Abreißkalender zusammenzählt". Die meisten seien bestimmten Titeln treu. Hierzulande gebe es besonders viele Kalenderformate im Vergleich zur Schweiz, zu Österreich oder Frankreich. Kalender sollten oft auch etwas aussagen: Kunstkalender etwa könnten ein Ersatz oder eine Ergänzung für das Kunstbuch im Regal sein. Ansonsten gehen immer: Mond-, Hunde- und Katzen- sowie Abreißkalender mit religiösen oder esoterischen Sprüchen. Laut GfK Panel Services Deutschland verkauften sich allein von September 2006 bis Februar 2007 Kalender im Wert von gut 256 Millionen Euro.
Der Siegeszug der digitalen Fotografie hat zudem den Markt der selbst gemachten Kalender wachsen lassen. Wenn Kinder früher vorgedruckte Bastelkalender bemalten, gestalten nun tausende Hobbyfotografen, meist Männer, im Internet einen Kalender mit eigenen Fotos. Im Netz hochgeladen, wird er von verschiedenen Anbietern rasch gedruckt und zum Kunden geschickt. Meist wird er dann verschenkt.
Zum beliebten, gar nicht mehr so anrüchigen Vergnügen sind in den vergangenen Jahren auch Kalender mit Nacktfotos geworden. Was beim Pirelli-Kalender seit mehr als 40 Jahren Topmodels tun, können auch männliche Sportler und Studenten. In Frankreich etwa ist seit Jahren der Kalender "Dieux du Stade" (Götter des Stadions) ein Bestseller. Auf seinen Seiten präsentieren sich muskulöse Rugby-Spieler aus Paris und der französischen Provinz in lasziven Posen.
Nackedeis überall - auch an vielen deutschen Hochschulen sind Erotik-Kalender populär geworden. Meistens wird für einen guten Zweck posiert. Vorreiter beim "Normalo-Nacktkalender" waren ein Dutzend englischer Hausfrauen: Die Damen wollten Geld für ein Krankenhaus sammeln. Ihre Aktion wurde sogar verfilmt, im Jahr 2004 lief "Kalender Girls" in den deutschen Kinos.