Wenn in der Nacht von Sonntag auf Montag zum 77. Mal die Golden Globes im Beverly Hilton Hotel in Beverly Hills verliehen werden, haben alle anwesenden Hollywood-Stars an diesem Abend eines gemeinsam: Es ist die Angst vor Ricky Garvais – und Opfer einer seiner Witze zu werden. Der britische Comedian, der die Serie "The Office" (ohne die es "Stromberg" vermutlich nicht geben würde) erfand, wird die diesjährige Verleihung moderieren.
Bereits viermal (2010, 2011, 2012 und 2016) hostete Gervais die Verleihung. Jedes Mal nutzte er die Gelegenheit, um sich über fast jeden Prominenten lustig zu machen. Egal ob Cher, Tom Cruise, Hugh Hefner, Bruce Willis, Jodie Foster, Justin Bieber, Jeffrey Tambor oder Ben Affleck. Niemand war vor ihm sicher. Nicht einmal der Veranstalter, die Press Association, die Sponsoren oder der Fernsehsender NBC, der die Golden Globes ausstrahlt. Sie alle bekamen ihr Fett weg.
Ricky Gervais teilt gegen alle aus
So machte er sich 2016 beispielsweise über den Gender Pay Gap (deutsch: Geschlechter-Einkommenslücke) in der Filmindustrie lustig: "Die ganzen Remake-Filme mit Frauen waren in diesem Jahr ein großes Ding. Da gab es 'Ghostbuster' und bald 'Ocean’s 8'. Und für die Studios ist das aus finanzieller Sicht gleich doppelt gut", so Gervais. "Denn: Sie verdienen mit den Filmen garantiert Geld und müssen den Schauspielerinnen nicht so viel zahlen wie den männlichen Kollegen."
Über die Schauspielerinnen von "Sex and the City 2" sagte er 2011: "Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass der Golden Globe in der Kategorie 'Special Effects" an die Art-Direktoren des Plakates zum Film gehen würde. Mal im Ernst: Mädels, wir wissen, wie alt ihr seid. Ich habe eine von euch in einer Folge von 'Bonanza' gesehen!"
Gervais' Überzeugung: Es gibt keine Tabuthemen für einen Comedian. Wie ernst er das meint, verdeutlich ein Witz aus seinem Comedy-Programm: "Manchmal muss man auch nach unten treten“, und macht eine kurze Pause, bevor er dann sagt: "Zum Beispiel, wenn man ein Kleinkind verprügelt." Typischer britischer Humor.
Doch nicht jeder findet diese Art von Humor witzig. Ganz im Gegenteil, viele fühlen sich davon persönlich angegriffen – und schwingen mit der Moralkeule, weil Gervais ihrer Meinung nach, Grenzen überschreitet. Ein Beispiel, an dem das besonders deutlich wird, ist Caitlyn Jenner.
Die ewige Frage: Was darf ein Witz?
Ein Witz bei den Globes 2016 über die Transsexuelle, die 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal noch als Mann eine Goldmedaille im Zehnkampf gewann, löste einen Shitstorm aus: "Was für ein Jahr hatte sie? Sie wurde zu einem Vorbild für Transsexuelle überall auf der Welt – sie zeigte großen Mut, Klischees kaputt zu machen."
Dann kam die Pointe. Dazu muss man wissen, dass Jenner im Februar 2015 einen Autounfall verursachte, bei der eine Frau getötet wurde: "Gut, sie hat für weibliche Fahrer nicht viel getan."
Im Netz wurde Gervais daraufhin vorgeworfen, er sei transphobisch. Dagegen wehrte er sich vehement. "Ich habe sehr darauf geachtet, dass der Witz davon handelt, dass sie [Caitlyn Jenner, Anm. d. Red.] eine schlechte Fahrerin ist. Der Witz handelte von Stereotypen", sagte er "The Hollywood Reporter".
Kurzum: Der Gegenstand eines Witzes muss nicht die Zielscheibe dieses Witzes sein, das predigt Gervais in Interviews bereits seit Jahren gebetsmühlenartig. Für die Stars bedeutet das bei den diesjährigen Golden Globe Awards nichts Gutes. Es kann sie alle erwischen. Aber: "Ich werde niemals auf jemanden zeigen und sagen: 'Du hattest ein schlechtes Jahr, Kumpel.'", sagte er "The Hollywood Reporter". Für die Zuschauer heißt das nur eins: Unterhaltung garantiert!
Quellen: The Hollywood Reporter / Metro / New York Times / Süddeutsche Zeitung