"The Interview" Sorge und Kritik nach Stopp von Nordkorea-Satire

Nach Terrordrohungen hat Sony den Filmstart der Nordkorea-Satire "The Interview" zurückgezogen. Das Weiße Haus reagierte besorgt und kritisch zugleich. Autor Paulo Coelho will nun die Rechte am Film.

Die Entscheidung der Filmproduktionsfirma Sony, wegen mysteriöser Terrordrohungen die Nordkorea-Satire "The Interview" zurückzuziehen, schägt weiter hohe Wellen. Das Weiße Haus erklärte, US-Präsident Barack Obama halte die Drohungen für eine "ernste Angelegenheit der nationalen Sicherheit". Aus der US-Politik kam aber auch Kritik an Sony, während der Konzern seine Entscheidung verteidigte. Der brasilianische Autor Paulo Coelho bot Sony 100.000 Dollar (gut 81.000 Euro) für die Rechte an dem Film an.

Obamas Sprecher Josh Earnest sagte, es werde eine "angemessene Reaktion" der US-Regierung geben. Eine Gruppe mit dem Namen Guardians of Peace (GOP) hatte Ende November einen Hackerangriff auf Sony gestartet und Interna veröffentlicht. Vor einigen Tagen sprach sie wegen des Films "The Interview" ominöse Drohungen aus und erinnerte an die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA. Sony zog den Film, in dem es um ein fiktives Mordkomplott gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un geht, schließlich zurück. Er sollte kommende Woche in die Kinos kommen.

US-Medien zufolge verdächtigen die Sicherheitsbehörden der USA eine auf Cyber-Attacken spezialisierte nordkoreanische Eliteeinheit, hinter den Vorfällen zu stecken. Earnest äußerte sich nicht zu dem Verdacht und sagte, er wolle die laufenden Ermittlungen der Bundespolizei FBI und des US-Justizministeriums nicht kommentieren. Anlass zur Sorge gebe aber, dass die Attacke von einem "fähigen Akteur" ausgeführt worden sei.

Sony: "Das hier ist sehr viel größer als wir"

Sony selbst erklärte zu dem Verdacht, Pjöngjang selbst könne hinter den Drohungen stecken: "Wir wissen es nicht, aber es scheint so zu sein." Die Firma verteidigte zudem ihre Entscheidung, die Veröffentlichung des Streifens abgesagt zu haben. "Das hier ist sehr viel größer als wir", hieß es aus Unternehmenskreisen. Es handle sich um einen "Terrorakt" und der werde nicht auf die leichte Schulter genommen. Die Kriegsführung habe sich ins Internet verlagert.

Sony erntete aber auch Kritik für den Schritt. Der US-Senator John McCain erklärte, die Entscheidung schaffe einen "beunruhigenden Präzedenzfall", der die Täter nur stärke und dazu ermutige, künftig die Cyber-Waffe noch aggressiver einzusetzen. McCains republikanischer Parteikollege Newt Gingrich sprach im Internetdienst Twitter von einer "sehr gefährlichen" Entwicklung. "Diese Woche haben die USA ihren ersten Cyber-Krieg verloren."

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Unverständnis darüber, kleinbeizugeben, zeigte der brasilianische Autor Coelho. Via Twitter bot er Sony 100.000 Dollar für die Filmrechte an und erklärte, er wolle "The Interview" gratis in seinem Blog veröffentlichen. Coelho bat die brasilianische Vertretung von Sony darum, mit ihm in Kontakt zu treten. Der Zeitung "O Globo" sagte der Erfolgsautor, das Einlenken von Sony bedeute, "dass die Terroristen gewonnen haben".

AFP
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