Die Dschihadistengruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS), der syrische Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, und ihre Verbündeten hatten am Mittwoch eine überraschende Großoffensive gegen die Streitkräfte der syrischen Regierung gestartet. Bei den heftigsten Kämpfen seit 2020 wurden laut der Beobachtungsstelle bislang mehr als 320 Menschen getötet, darunter 44 Zivilisten.
Die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle (OSDH) verfügt über ein Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen.
Die syrische Armee hatte am Samstag bestätigt, dass die Dschihadisten in "große Teile" von Aleppo einmarschiert seien. Syriens enger Verbündeter Iran erklärte, "bewaffnete terroristische Gruppen" hätten das iranische Konsulat in Aleppo angegriffen. Unterdessen erklärten die USA, sie sähen die Ursache für den Vormarsch der Dschihadisten in Syriens "Abhängigkeit von Russland und dem Iran".
Der syrische Bürgerkrieg hatte 2011 begonnen, nachdem der syrische Machthaber Baschar al-Assad Proteste gegen die Regierung mit Gewalt niederschlagen ließ. Eine halbe Million Menschen wurden getötet und Millionen weitere vertrieben.
Aleppo war von 2012 bis 2016 Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen Regierungstruppen, oppositionellen Gruppen, darunter auch Islamisten, und der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS).
Mit der Unterstützung ihrer Verbündeten Russland und dem Iran erlangte die syrische Regierung 2015 die Kontrolle über weite Teile des Landes zurück. Auch die Großstadt Aleppo eroberte Assad im Jahr 2016 mit Unterstützung der russischen Luftwaffe mittels massiver Bombenangriffe zurück.
Im Norden Syriens gilt seit 2020 ein von der Türkei und Russland vermittelter Waffenstillstand. Dieser war zwar immer wieder gebrochen worden, hatte die Region in den vergangenen Jahren aber weitgehend beruhigt.