Nach dem Tod des mutmaßlichen Serienattentäters von Toulouse hat sich eine dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Organisation zu den Anschlägen in Frankreich bekannt. Die Gruppe namens Dschund al-Chilafah (Die Soldaten des Kalifats) forderte Frankreich am Donnerstag in einer im Internet veröffentlichten Botschaft auf, seine "feindliche" Politik gegenüber Muslimen aufzugeben. In Toulouse war zuvor der 23-jährige Mohammed Merah von der Polizei getötet worden, der sich zu Attentaten mit sieben Toten bekannt hatte.
Die islamistische Gruppe, die sich in der Vergangenheit zu Anschlägen in Afghanistan und Kasachstan bekannt hatte, stellte ihre Botschaft auf die Website Shamekh, die normalerweise Al-Kaida-Bekennerschreiben veröffentlicht. Darin nannte sie "Jusuf al-Firansi" (Jussuf, der Franzose) als Täter eines Angriffs am Montag, mit dem die Pfeiler "zionistischen Kreuzrittertums" erschüttert worden seien.
Merah wurde auf der Flucht aus dem Fenster seiner Wohnung in Toulouse erschossen. Nach Polizeiangaben war der 23-Jährige bereits tot, als er am Boden aufschlug. Zuvor hatte sich Mohammed Merah nach Angaben von Innenminister Claude Guéant einen heftigen Schusswechsel mit den Elitepolizisten geliefert, bei dem ein Beamter verletzt wurde.
Die Eliteeinheit Raid der Polizei drang gegen elf Uhr in die Wohnung von Merah ein, in der er sich 32 Stunden lang verschanzt gehalten hatte. Dort prüften die Polizisten zunächst mit Kameras jedes Zimmer und tasteten sich langsam vor. Der algerischstämmige Franzose hielt sich im Badezimmer versteckt und kam laut Innenminister Guéant "mit äußerster Gewalttätigkeit" um sich schießend heraus. Dann sei er mit der Waffe in der Hand aus dem Fenster gesprungen. Dabei erschossen ihn Raid-Scharfschützen.
Bei dem Schusswechsel mit Merah wurden laut Polizei 300 Patronen abgefeuert. Ein Polizist habe gesagt, er habe noch nie einen so schweren Angriff erlebt, berichtete Guéant. Ein Beamter wurde am Bein verletzt, ein zweiter erlitt einen Schock. Guéant hatte angeordnet, den 23-Jährigen möglichst lebend zu fassen, um ihn vor Gericht zu stellen.
Präsident Nicolas Sarkozy gratulierte den Einsatzkräften. "Wir denken jetzt besonders an die von dem Mörder Getöteten und Verwundeten", fügte der Präsident in einer Erklärung hinzu. Zudem rechtfertigte er die Erschießung des Serientäters. Es sei "alles getan" worden, um Mohammed Merah der Justiz zu übergeben, sagte er. Es wäre aber nicht "nachvollziehbar" gewesen, weitere Leben zu riskieren: "Es gab schon zu viele Tote."
Die Polizei hatte den Mann in der Nacht zum Mittwoch aufgespürt und belagerte seither das Haus. Der algerischstämmige Franzose bekannte sich dazu, in den vergangenen Tagen im Großraum Toulouse sieben Menschen erschossen zu haben, darunter drei Kinder vor einer jüdischen Schule am Montag. Der 23-Jährige gab in Gesprächen mit der Polizei an, Mitglied des islamistischen Terrornetzwerks Al-Kaida zu sein.
Mohammed Merah zeigte nach Angaben des Pariser Staatsanwalts François Molins "keinerlei Reue", vielmehr bedauerte er, dass er nicht noch mehr Menschen habe töten können. Seine Attentate glorifizierte der Islamist demnach mit den Worten, er habe "Frankreich in die Knie gezwungen". Der 23-Jährige plante auch, einen weiteren Soldaten sowie zwei Polizisten zu töten.
Staatsanwalt Molins bestätigte, dass Merah zweimal in Afghanistan und in Pakistan war, dass er aber "ein untypisches Profil salafistischer Selbstradikalisierung" aufweise. Er sei mit eigenen Mitteln und nicht über die bekannten Netzwerke nach Afghanistan gekommen. Der Mann habe auch erklärt, von Al-Kaida in Waziristan im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet ausgebildet worden zu sein.