Der Umgang mit Russland angesichts der Fortführung des Angriffskriegs war ein bestimmendes Thema beim Treffen der EU-Außenminister in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Die Außenbeauftragte Kallas sagte nach den Gesprächen, um Moskau für die Kriegsschäden zur Rechenschaft zu ziehen, sei es "entscheidend, alle verfügbaren Wege zu erkunden und gleichzeitig die möglichen Risiken zu minimieren".
"Wir treiben die Arbeit zur Verwendung der eingefrorenen russischen Vermögenswerte voran", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Es sei "klar, dass der Aggressor für seine Taten bezahlen muss".
Auch über weitere Sanktionen gegen Russland wurde nach Kallas' Angaben in Kopenhagen beraten. Zur Diskussion standen unter anderem indirekte Sanktionen für Russlands Handelspartner sowie verschärfte Maßnahmen gegen die sogenannte russische Schattenflotte, die zur Ausfuhr von russischem Erdöl genutzt wird.
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) forderte stärkeren Druck auf Moskau. "Die Welt ist verhandlungsbereit, insbesondere die Ukraine ist verhandlungsbereit. Wer Krieg führen will, ist Wladimir Putin", sagte Wadephul in Kopenhagen. Er rief zudem zu "weiterer militärischer und finanzieller Unterstützung" der Ukraine auf. Noch lange nicht alles, was von Seiten der EU zugesagt worden sei, sei auch eingehalten worden.
Russland hatte nach ukrainischen Behördenangaben in der Nacht zum Samstag insgesamt 14 Regionen des Landes aus der Luft angegriffen. Laut der ukrainischen Luftwaffe kamen dabei 582 Drohnen und Raketen zum Einsatz. Die meisten der Flugkörper seien abgefangen worden.
Nach Angaben der ukrainischen Rettungsdienste vom Samstag wurde bei Angriffen auf die Stadt Saporischschja im Süden des Landes mindestens ein Mensch getötet, 25 weitere Menschen wurden verletzt.
Der Regionalgouverneur von Saporischschja, Iwan Fedorow, erklärte, die russischen Angriffe mit Drohnen und Raketen hätten "Wohngebäude zerstört und viele Einrichtungen beschädigt, darunter Cafés, Tankstellen und Industriebetriebe". Dutzende Häuser seien von der Strom- und Gasversorgung abgeschnitten gewesen.
Der Gouverneur der weiter nördlich gelegenen Region Dnipropetrowsk beschuldigte Russland ebenfalls eines "massiven Angriffs" mit Raketen und Drohnen. In den Städten Dnipro und Pawlohrad seien Gebäude beschädigt und durch die Angriffe in Brand gesetzt worden.
Auch aus der westukrainischen, an Polen angrenzenden Region Wolhynien meldete Regionalgouverneur Iwan Rudnytski einen "massiven Angriff feindlicher Drohnen". Aus der ostukrainischen Region Donezk meldete das Verteidigungsministerium in Moskau zudem die Einnahme der Ortschaft Komyschuwacha.
Russland erklärte seinerseits, Angriffe auf Ziele in der Ukraine, erklärte aber, diese hätten sich gegen "militärische Ziele" gerichtet.
Dem ukrainischen Generalstab zufolge gelang der Armee unterdessen ein Angriff auf zwei russische Erdölraffinerien. Die Einrichtungen in der südrussischen Region Krasnodar und der weiter östlich gelegenen Region Samara seien für Treibstofflieferungen an die Armee genutzt worden.
Am Donnerstag waren bei Angriffen mit Drohnen und Raketen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew nach jüngsten ukrainischen Angaben mindestens 25 Menschen getötet worden, darunter vier Kinder.
Unterdessen bemühte sich der russische Präsident Wladimir Putin darum, die diplomatischen Kontakte seines Landes in Asien zu verstärken. Putin traf am Sonntag in der nordchinesischen Hafenstadt Tianjin ein, wo unter Vorsitz des chinesischen Staatschefs Xi Jinping der zweitägige Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) stattfindet.
Der SOZ-Gipfel bietet Moskau die Möglichkeit, die Beziehungen zu wichtigen Verbündeten wie China, Indien, dem Iran und zentralasiatischen Ländern zu festigen. Vorab telefonierte Indiens Regierungschef Modi nach eigenen Angaben mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, um über die Friedensbemühungen im Ukraine-Konflikt zu beraten.
US-Präsident Donald Trump bemühte sich unterdessen nach Angaben aus dem Weißen Haus weiterhin um ein Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj.
Die US-Regierung verwahrte sich dagegen, dass Russlands Präsident Putin seinen Amtskollegen in Washington auflaufen habe lassen. Trump und sein nationales Sicherheitsteam stünden weiterhin mit russischen und ukrainischen Vertretern in Kontakt, "um ein bilaterales Treffen zu organisieren, das das Töten beenden und den Krieg beenden soll", sagte eine hochrangige Vertreterin des Weißen Hauses am Freitag der Nachrichtenagentur AFP.