"Wir haben heute gemeinsam Geschichte geschrieben", sagte Simion am Sonntagabend in einer Videobotschaft. "Wir sind bereit, die Zukunft zu gestalten". Sein Konkurrent Dan rief die Rumänen dagegen auf, in der zweiten Runde wählen zu gehen, um das Land auf seinem "pro-westlichen Kurs" zu halten.
Im November hatte der zuvor weitgehend unbekannte Rechtsradikale Calin Georgescu überraschend die erste Runde der Präsidentenwahl gewonnen. Das rumänische Verfassungsgericht erklärte den Urnengang jedoch wegen des Verdachts der Wahleinmischung durch Russland für ungültig, Georgescu wurde von der Wahl ausgeschlossen. An seiner Stelle trat bei der Wiederholung der Wahl nun Simion als Kandidat des rechten Lagers an.
Bei seiner Stimmabgabe in Bukarest war Simion von Georgescu begleitet worden. Simion kündigte an, im Falle eines Sieges in der Stichwahl Georgescu an die Macht zu bringen. Dies könne durch ein Referendum, durch eine vorgezogene Parlamentswahl oder die Bildung einer Koalition erreicht werden, die Georgescu zum Ministerpräsidenten ernenne.
Der EU-Skeptiker Simion hatte die Annullierung der Wahl vor fünf Monaten als "Putsch" bezeichnet. Der 38-Jährige beschuldigte zudem die EU, sich unrechtmäßig in die Wahl eingemischt zu haben. Auch einige Vertreter des Rechtsaußen-Lagers in Europa sowie US-Vizepräsident JD Vance sahen eine europäische "Verschwörung" hinter der Wahl-Annullierung.
Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen begrüßte Simions Erfolg in der ersten Wahlrunde: "Rumänien hat Frau von der Leyen gerade einen sehr hübschen Bumerang geschenkt", erklärte die Fraktionschefin des rechtspopulistischen Rassemblement National am Montag im Onlinedienst X mit Blick auf EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie unterstellte dieser damit indirekt, die Annullierung der Präsidentschaftswahl vor fünf Monaten beeinflusst zu haben.
Simion hatte den russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Vergangenheit zwar als "Diktator" bezeichnet, lehnt allerdings jegliche militärische Hilfe für Kiew ab. Er darf weder in die Ukraine noch nach Moldau einreisen, nachdem er in der Vergangenheit gefordert hatte, dass Gebiete dieser beiden Länder an Rumänien zurückgegeben werden sollten.
Der Rechtsaußenpolitiker hatte seinen Wahlkampf größtenteils online geführt, um die einflussreiche Gruppe der rumänischen Wähler im Ausland zu erreichen. Der selbsterklärte Fan von US-Präsident Donald Trump will nach eigenen Worten der erste "Maga-Präsident" Rumäniens werden und sieht sein Land immer an erster Stelle. Er spielt damit auf Trumps Slogan "Make America Great Again" ("Macht Amerika wieder großartig") an.
Nach Einschätzung des Politikwissenschaftlers Sergiu Miscoiu ist ein Sieg des AUR-Chefs in der Stichwahl trotz seines deutlichen Vorsprungs im ersten Wahlgang keineswegs ausgemacht. Er erwarte ein enges Rennen. Andere Experten verwiesen dagegen auf Spaltungen innerhalb des pro-europäischen Lagers nach dem von schweren Anschuldigungen und schmutzigen Tricks geprägten Wahlkampf. Die Stichwahl findet in zwei Wochen, am 18. Mai, statt.