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Junger Mann trinkt Cola zero

Süßstoffe Macht Aspartam Krebs? Was die Studien wirklich zeigen

Die internationale Krebsforschungsagentur IARC stuft Aspartam leicht nebulös als "möglicherweise krebserregend" ein. Warum das Verbrauchern wenig hilft – aber eine Menge erzählt über die schwierige Erforschung von Krebsrisiken. 
Video: Wird Aspartam als krebserregend eingestuft?

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STORY: 200 mal süßer als Zucker und dazu noch kalorienarm: Diese Eigenschaften machen Aspartam bei vielen Menschen, die ihren Zuckerkonsum reduzieren wollen, beliebt. Der künstliche Süßstoff findet sich in Getränken, Kaugummis, kalorienreduzierten Fertigprodukten und vielen weiteren Lebensmitteln. Seit Jahrzehnten gibt es jedoch auch eine Debatte, ob Aspartam gesundheitsschädlich sein könnte. Und die dürfte nun neuen Schub bekommen. Die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Krebsforschungsagentur IARC will den Süßstoff Aspartam laut Insidern als "wahrscheinlich krebserregend" einstufen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters von zwei mit der Sache vertrauten Personen erfuhr, soll dies im Juli bekanntgegeben werden. Konsumenten in Chicago reagierten auf den Bericht am Donnerstag nachdenklich. "Ich bin ein bisschen süchtig nach Diät-Cola, und da überlege ich nun vielleicht schon, ob ich nicht auf aromatisiertes Sprudelwasser umsteigen sollte, das weder Zucker noch Aspartam enthält." "Ich wusste schon immer, dass es komisch schmeckt." "Ich bin überrascht, dass es so lange gedauert hat, 40 Jahre oder so, bis sie damit rausrücken." Manchmal brauche es eben neue Hinweise, sagt der Ernährungsexperte Noah Praamsma: "Es gibt viele seriöse Quellen im Internet, die derzeit noch sagen, dass es kein Risiko gibt. Es handelt sich also nur um eine Neubewertung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und um die Einsicht: 'OK, wir haben weitere Studien durchgeführt und sehen jetzt Informationen, die wir vorher nicht hatten. So funktioniert Wissenschaft." Die IARC hat bei ihrer Überprüfung im Juni nach eigenen Angaben 1.300 Studien bewertet. Ihre Entscheidung berücksichtigt aber nicht, wie viel ein Mensch gefahrlos zu sich nehmen kann. Die WHO-Ratschläge für Einzelpersonen stammen von einem separaten Gremium für Lebensmittelzusatzstoffe. Und das sieht den Verzehr von Aspartam innerhalb der akzeptierten Tagesmengen seit 1981 als sicher an. So müsste ein Erwachsener mit einem Gewicht von 60 Kilogramm jeden Tag zwischen zwölf und 36 Dosen Diätlimonade trinken – abhängig von der Aspartammenge im Getränk – um gefährdet zu sein. Noah Praamsma: "Jedes Mal, wenn eine Organisation wie die WHO Richtlinien ändert, führt es dazu, dass die Menschen sich fragen: 'OK, worauf kann ich noch vertrauen, wenn sich die Dinge ständig ändern?' Die Botschaft, die ich und einige meiner Kollegen oft verkünden, lautet also: 'Hey, lasst uns wirklich nur auf eine vollwertige und vor allem pflanzliche Ernährung setzen.' Das ist eine wirklich sichere Art, sich zu ernähren, die sich wiederholt als wirklich gesundheitsfördernd erwiesen hat." Die Entscheidung der IARC könnte nicht nur eine neue Debatte über die Sicherheit von Süßstoffen, auslösen, sondern auch über die Rolle der Krebsforschungsagentur selbst. Deren Einschätzungen wurden in der Vergangenheit schon mal als verwirrend kritisiert. So stuft die Behörde in die Kategorie "wahrscheinlich krebserregend" auch Nachtarbeit, heiße Getränke über 65 Grad, rotes Fleisch oder Mobiltelefone ein.