Mit dem Tod von 30 Soldaten haben die USA am Samstag den schwersten Verlust seit dem Einmarsch ausländischer Truppen in Afghanistan 2001 erlitten. Bei dem Absturz eines Hubschraubers bei Gefechten mit Taliban-Kämpfern starben in der zentralöstlichen Provinz Wardak nach Angaben der NATO-geführten ISAF-Truppe zudem sieben afghanische Soldaten und ein Übersetzer. Offenbar wurde der Helikopter von den Taliban abgeschossen.
Die ISAF machte in ihrer Erklärung keine Angaben zur Ursache des Absturzes. Diese werde in einer Untersuchung noch geprüft, hieß es. Am Sonntag sagte ein ISAF-Sprecher, die Arbeiten zur Bergung des Wracks dauerten noch an. Der Sprecher der Provinzregierung von Wardak, Schahidullah Schahid, berichtete zudem von neuen Kämpfen in der Region. Afghanische und internationale Streitkräfte seien vor Ort, und das Gebiet sei abgesperrt, sagte er.
Schahid hatte zuvor erklärt, die Taliban hätten den Transporthubschrauber vom Typ CH-47 Chinook abgeschossen. "Er wurde von einer Rakete, die von Aufständischen abgefeuert wurde, getroffen und vollständig zerstört." Auch der regionale Kommandeur der afghanischen Armee, Abdul Rasek, sagte AFP, der Hubschrauber sei nach seinen Informationen am frühen Samstagmorgen von einer feindlichen Rakete abgeschossen worden.
25 der Toten gehörten zu den Navy Seals
Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid erklärte seinerseits, die Aufständischen hätten den Hubschrauber abgeschossen. Bei den Kämpfen seien außerdem acht Taliban-Kämpfer gestorben. Nach Angaben des US-Senders ABC News gehörten 25 der getöteten US-Soldaten zu der Eliteeinheit der Navy Seals. Entgegen mehrerer Medienberichte handelte es sich laut US-Regierungskreisen aber nicht um die Navy-Seals-Truppe, die im Mai El-Kaida-Chef Osama bin Laden in Pakistan getötet hatte. Die getöteten afghanischen Soldaten waren ebenfalls Angehörige einer Spezialeinheit.
Afghanistans Staatschef Hamid Karsai sprach US-Präsident Barack Obama sein Bedauern aus. Obama würdigte die getöteten Soldaten und sprach den Angehörigen ebenfalls sein Mitgefühl aus. US-Verteidigungsminister Leon Panetta erklärte, der Kurs in Afghanistan werde dennoch weiter verfolgt.
Weitere Tote in Afghanistan
Bei zwei Angriffen durch Aufständische im Osten sowie im Süden Afghanistans starben nach Angaben der NATO am Sonntag vier ISAF-Soldaten. Wie der Elysée-Palast in Paris mitteilte, wurden bei dem einen Vorfall zwei französische Soldaten getötet. Sie wurden demnach im Tagab-Tal von Taliban-Kämpfern angegriffen. Die NATO äußerte sich wie üblich nicht zu den Nationalitäten der getöteten Soldaten.
Im Nordwesten Pakistans zerstörte am Samstag eine Bombe mindestens 16 Tanklastwagen, die Treibstoff an die NATO-Truppen in Afghanistan liefern sollten. Der Vorfall ereignete sich laut Polizei an einem Versorgungsterminal außerhalb der Stadt Peshawar. Verletzte oder Tote gab es demnach nicht. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand.
Die Taliban übernahmen in der Vergangenheit aber mehrfach die Verantwortung für Angriffe auf NATO-Tanklaster. Durch die Anschläge wollen sie die Versorgung der derzeit rund 130.000 ausländischen Soldaten in Afghanistan stören.