Angebliches Krokodil "Klausi" ist nicht zu fangen

Die Schwandorfer sind langsam genervt vom angeblichen Krokodil in einem ihrer Badeseen, denn die Gäste bleiben fern. Einen Namen hat das bisher unsichtbare Tier aber trotzdem bekommen.

Das angebliche Krokodil in einem Schwandorfer Badesee geht den Bewohnern allmählich auf die Nerven. Auf dem frisch gemähten Rasen des nahe gelegenen Naturbades herrscht gähnende Leere und besorgte Mütter verbieten ihren Kindern, alleine zum Mittleren Klausensee zu gehen. Lediglich ein paar Mountainbiker drehen unbeschwert ihre Runden durch das bewaldete Seenparadies in Bayern. Wenigstens hat das Tier, das seit vergangenem Samstag für Aufregung sorgt, nun einen Namen.

"In der Schule nennen die Kinder das Krokodil 'Klausi' - in Anlehnung an den Namen des Sees", sagt Alexandra Schlachtbauer aus Schwandorf. Sie selbst ist hin- und hergerissen zwischen Sorge und Belustigung. "Ich habe schon ein ungutes Gefühl. Meinem zwölfjährigen Bub habe ich verboten, in dem See zu baden." Auf der Straße werde der mediale Aufwand belächelt. Ihre Schwiegermutter Rosalinde Schlachtbauer hat Angst. "Beim Spaziergang um die Seen schaue ich jetzt schon genauer hin."

Derweil ist "Klausi" verschwunden. Wenn es ihn überhaupt gibt, narrte er bislang erfolgreich die Einsatzkräfte. Eine nächtliche Suchaktion mit Ruderbooten musste am Dienstagabend nach etwa 90 Minuten wegen Gewitters eingestellt werden.

Das gleiche Spiel wie vor fünf Jahren?

Vor allem die Betreiberin der Seeklause im angrenzenden Naturbad Klausensee, Claudia Allwang-Wopper, ist genervt. "Seit Montag bleiben die Gäste weg." Sie beklagt erhebliche Umsatzeinbußen. Nur das Telefon stehe nicht mehr still, weil die Badegäste nachfragten, ob der Klausensee gesperrt sei. Dabei liegt das Gewässer, in dem das angebliche Krokodil entdeckt wurde, mehrere hundert Meter entfernt. Bei Schwandorf gibt es dutzende Seen und Weiher.

Die Wirtin ist auch von der Panik genervt - sie glaubt fest an eine Verwechselung: "Wir sind hier mitten in der Natur. Abends sieht man Fledermäuse, große Hechte, Karpfen und Biber. Da spielt die Fantasie schon mal einen Streich." Als vor fünf Jahren in der Gegend schon einmal Krokodil-Alarm ausgelöst wurde, hatten die Einsatzkräfte auch kein Reptil gefunden.

Schwandorfs Oberbürgermeister Helmut Hey (SPD) und die Einsatzleitung halten die Zeugen jedoch für glaubwürdig. Am Samstag hatte ein Spaziergänger ein etwa ein Meter langes Tier mit einem langen Schwanz am Ufer entdeckt und die Polizei alarmiert. "Er hat uns berichtet, dass sein Schäferhund panisch aus dem Wasser gesprungen ist", sagte Hey.

Wie werden die Behörden weiter gegen "Klausi" vorgehen? Mehr dazu auf der nächsten Seite ...

"Wir nehmen die Sache ernst"

Am Montag erzählte dann eine Frau, dass ein ebensolches Tier in Ufernähe über sie hinweggeschwommen sei und sie dabei an der Schulter verletzt wurde. "Wir nehmen die Sache ernst. Sollte es wirklich ein Krokodil oder ein Kaiman sein und es beißt einen Menschen, wären die Vorwürfe groß." Deshalb hatte die Kommune am vergangenen Wochenende ein Badeverbot für den Mittleren Klausensee ausgesprochen.

Am Dienstagabend waren bei Einbruch der Dunkelheit sechs Suchtrupps mit leisen Ruderschlägen in die Nähe des Ufers gefahren und hatten es mit Halogenlampen ausgeleuchtet. Auch für eine anschließende Jagd waren sie gerüstet: An Bord hatten sie Jutesäcke, Stangen mit Fangschlingen und Boxen. Bis zum Abbruch entdeckten die Sucher jedoch nichts. Nun soll das Tier mit anderen Methoden entlarvt und vor allem identifiziert werden.

"Wir werden jetzt Fotofallen am Ufer aufstellen - in der Hoffnung, dass wir Bilder von dem Tier erhalten", sagte der Sprecher der Stadt Schwandorf, Lothar Mulzer. Zwei bis drei Tage lang soll das Gebiet mit Kameras überwacht werden. Sollte ein Krokodil in die Falle tappen, werde sofort eine neue Suche gestartet. "Wenn sich auf diesen Filmen aber nichts zeigt, müssen wir feststellen, dass es keine ernsthafte Gefahr gibt", sagte Oberbürgermeister Hey.

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André Jahnke, DPA

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