Bergsteiger-Duo Italien streitet um die Rettungs-Kosten

Ende gut, alles gut? Einen Tag nach der Rettung der zwei italienischen Bergsteiger vom Nanga Parbat fragen sich viele Italiener, wer die Rechnung für die Bergungsaktion bezahlt. Die italienische Botschaft verweist auf die Regierung, diese auf eine Versicherung. Zeitungen bezweifeln indes, dass es eine solche Police gibt.

Einen Tag nach ihrer Rettung vom Nanga Parbat haben sich die beiden Südtiroler Bergsteiger bei den Helfern bedankt und der Familie ihres verstorbenen Bergkameraden Karl Unterkircher kondoliert. "Ich danke allen, die uns in den letzten Tagen beigestanden haben", sagte Walter Nones nach der Ankunft in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad.

Bei einer Pressekonferenz mit dem zweiten Bergsteiger Simon Kehrer nannte Nones es "eine große Tragödie, dass wir unseren guten Freund verloren haben, einen großen Bergsteiger und den Chef unseres Teams. Wir sprechen der Frau und den drei Kindern unseres Freundes, die in Italien sind, unser tiefes Beileid aus."

Die Rettungsflüge für die beiden Südtiroler wurden in Italien jedoch nicht nur erleichtert, sondern auch mit Kritik aufgenommen. "Diese Operation ist eine unglaubliche Schande gewesen, man hat den Sinn für das Maß verloren", prangerte der bekannte Bergsteiger Fausto De Stefani die Helikopterflüge zur Rettung von Kehrer und Nones an. Italienische Zeitungen warfen vor allem die Frage auf, ob Rettungsflüge überhaupt notwendig gewesen seien. "Sie sind aus eigener Kraft (bis auf 5700 Meter) abgestiegen und hätten auch so in das Basislager zurückkehren können", meinte die römische Zeitung "La Repubblica". Extrembergsteiger Reinhold Messner meinte dagegen: "Sie haben eine Hilfe durch den pakistanischen Helikopter bekommen, was die Grundlage dafür war, absteigen zu können."

Schätzungsweise 53.000 Euro Kosten

Die Kosten für die Bergung der Alpinisten betragen nach Schätzungen der Flugrettung mehr als 50.000 Euro. Ein Sprecher des pakistanischen Flugrettungsdienstes Askari Aviation sagte, nach ersten Schätzungen seien die beiden Hubschrauber jeweils 24 bis 25 Stunden eingesetzt gewesen. Dadurch seien Kosten von etwa 53.000 Euro entstanden. Ilyas betonte, die genauen Einsatzzeiten der beiden Hubschrauber müssten noch berechnet werden.

Ein Sprecher der italienischen Botschaft in Islamabad sagte, die Kosten seien noch unbekannt, aber auch "kein großes Thema". Die italienische Regierung werde den Großteil übernehmen. Fabrizio Romano vom Krisenmanagement des römischen Außenministeriums erklärte dagegen, die Kosten seien von einer Versicherung der Bergsteiger abgedeckt. Italien habe nichts bezahlt. Italienische Zeitungen bezweifelten dies und rechneten vor, dass die Versicherungsprämien für die Besteigung eines Achttausenders über den eigentlichen Kosten der Expedition liegen müssten.

"Es ist eine Leidenschaft"

Auf die Frage, ob sie durch Extrembergsteigen nicht auch das Leben von Rettern gefährdeten, sagte Kehrer, auch er und Nones hätten bereits das Leben anderer Menschen gerettet. Kehrer betonte, er und Nones würden auch nach dem Drama nicht mit dem Bergsteigen aufhören. "Es ist eine Leidenschaft", sagte er. "Wir sind in Gottes Händen." Nones sagte, während des Dramas habe es den beiden Bergsteigern schon viel Hoffnung gegeben, den Hubschrauber zu hören. Der pakistanische Major Amir Masood, der den Hubschrauber zur Rettung steuerte, nannte die Mission "ziemlich schwierig." Die beiden Bergsteiger wollen am Sonntag nach Italien zurückkehren.

Die Südtiroler waren am Dienstag vergangener Woche von schlechtem Wetter überrascht worden. Karl Unterkircher, der erfahrenste der drei Bergsteiger, war dabei abgestürzt. Die von ihm geleitete Gruppe hatte den Gipfel über die noch nicht bestiegene Rakhiot-Eiswand erklimmen wollen. Der 37 Jahre alte Unterkircher, der in den Dolomiten lebte, hinterlässt seine Frau und drei Kinder.

DPA
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