Entführungsdrama im Jemen Spezialeinheit rettet zwei deutsche Kinder

Seit fast einem Jahr befindet sich eine Familie aus Sachsen in der Gewalt jemenitischer Geiselnehmer. Jetzt haben saudi-arabische Spezialkräfte zwei Töchter gerettet. Das Schicksal der Eltern und des Sohnes ist unklar. Angehörige befürchten für den Jungen das Schlimmste.

Eine Spezialeinheit aus Saudi-Arabien hat zwei Kinder einer vor elf Monaten im Jemen entführten Familie aus Sachsen befreit. "Wir haben die beiden Mädchen gerettet", teilte ein Sprecher des Innenministeriums in Riad am Dienstag mit. Der Gesundheitszustand der fünf und vier Jahre alten Kinder sei relativ gut. Sie befänden sich derzeit in einem Krankenhaus in Saudi-Arabien.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle bestätigte die Rettung der Geiseln: "Wir sind erleichtert, dass es den saudi-arabischen Sicherheitskräften gelungen ist, zwei unserer fünf im Jemen verschleppten Landsleute zu befreien", sagte er in Berlin. "Die beiden Mädchen befinden sich derzeit in sicherer Obhut der saudischen Behörden. Ihnen geht es den schwierigen Umständen entsprechend gut. Sie sollen morgen nach Deutschland zurückkehren." Westerwelle fügte hinzu: "Ich danke dem gesamten Krisenstab und allen beteiligten Behörden für ihren unermüdlichen Einsatz in diesem Fall." Sein Dank gelte gleichfalls den saudischen Behörden für ihre Unterstützung und ihr Eingreifen.

"Rettungsaktion, keine Befreiungsaktion"

Nach Angaben aus jemenitischen Stammeskreisen fanden die Spezialkräfte die Mädchen in einem Dorf im Bezirk Schadha in der Provinz Saada, nahe der saudischen Grenze. Über dem Gebiet seien Apache-Hubschrauber der saudi-arabischen Sicherheitskräfte gesichtet worden, hieß es. Die Saudis hätten mehrere Häuser durchsucht. Es seien auch Schüsse gefallen.

Ein Stammesführer sagte, Angehörige der schiitischen Houthi-Rebellen hätten möglicherweise geschossen, als sie die saudischen Einsatzkräfte gesehen hätten. Es habe jedoch kein Gefecht gegeben. "Dies war eine Rettungsaktion auf der Basis von Geheimdienstinformationen, keine Befreiungsaktion", betonte der Sprecher des Innenministeriums.

Familie geht von Tod des dritten Kindes aus

Das Schicksal des dritten Kindes und der Eltern ist weiter unklar. Nach Aussage des Schwagers des entführten Familienvaters ist der zwei Jahre alte Sohn aber wahrscheinlich tot. "Wir müssen davon ausgehen, dass Simon nicht mehr lebt", erklärte er. "Von den Eltern wissen wir nichts." Die Familie habe am Montag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin die Nachricht erhalten, dass die beiden Mädchen befreit worden seien.

Das Auswärtige Amt wollte den Tod des kleinen Jungen nicht bestätigen. "Wir bleiben unverändert bemüht, endlich Klarheit auch in den Verbleib der übrigen Geiseln zu bringen", versicherte Westerwelle. "Ihr Schicksal erfüllt uns weiterhin mit großer Sorge. Wir hoffen auf einen glücklichen Ausgang auch für sie und werden uns weiter mit aller Kraft dafür einsetzen."

Drei Frauen kurz nach der Entfühung ermordet

Die deutsche Familie war Mitte Juni nach einem Ausflug in ein Wadi bei Saada verschwunden. Sie wurde zusammen mit einem Briten, zwei Bibelschülerinnen aus Niedersachsen und einer Südkoreanerin entführt. Die drei jungen Frauen wurden drei Tage später ermordet aufgefunden.

Das Ehepaar aus Sachsen arbeitete seit 2003 in einem staatlichen Krankenhaus in Saada nahe der Grenze zu Saudi-Arabien. Die Eltern des entführten Familienvaters wendeten sich schon im Sommer an die Öffentlichkeit und appellierten in einem Video an die Entführer, die Geiseln freizulassen. Die Entführung soll laut jemenitischer Regierung zwischen schiitischen Rebellen und dem Terrornetzwerk Al Kaida abgestimmt worden seien.

DPA
mad/DPA/AFP/APN

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