Mögliche Anschlagspläne Verdächtiger nach Terroralarm am Kölner Dom in Gewahrsam: Was derzeit bekannt ist

Ein Polizeifahrzeug steht vor dem Kölner Dom. Nach dem Terroralarm bleibt die Kathedrale für Besucher geschlossen
Ein Polizeifahrzeug steht vor dem Kölner Dom. Nach dem Terroralarm bleibt die Kathedrale für Touristen geschlossen, die Gottesdienste finden aber statt
© Oliver Berg / DPA
Nach Hinweisen auf mögliche Anschlagspläne auf den Kölner Dom haben Spezialeinheiten eine Wohnung in Wesel durchsucht und fünf Männer vorläufig festgenommen. Einer von ihnen blieb "zur Gefahrenabwehr" in Gewahrsam. Das ist aktuell bekannt.

Nach der Terrorwarnung für den Kölner Dom und eine Kirche in Wien herrscht mit Blick auf Silvester besondere Vorsicht. "Es besteht im Moment eine erhöhte Bedrohungslage im Bereich des islamistischen Terrorismus. Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern handeln daher mit größter Wachsamkeit", sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin.

Es kam zu Durchsuchungen, Festnahmen und einer Ingewahrsamnahme. Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen für den Kölner Dom sollen bis Neujahr bestehen bleiben. Was bisher zum Terroralarm bekannt ist:

Mögliche Anschlagspläne

Nach Informationen der Nachrichtenagentur DPA hatten Sicherheitsbehörden vor Weihnachten Hinweise auf mögliche Anschlagspläne einer islamistischen Gruppe auf den Kölner Dom und eine Kirche in Wien erhalten. Nach Angaben der Kölner Polizei bezogen sich die Hinweise auf Silvester. Die Polizei hatte am Samstagabend für den Dom besondere Sicherheitsvorkehrungen bis hin zu einem weitgehenden Besuchsverbot angeordnet und dies mit einem "Gefährdungshinweis" begründet. Sprengstoffspürhunde waren im Einsatz, Sprengstoff wurde jedoch nicht gefunden.

Ingewahrsamnahme in Nordrhein-Westfahlen

Die Polizei hat in der Stadt Wesel am Niederrhein an Heiligabend eine Wohnung mit Spezialeinheiten durchsucht und zunächst fünf Männer in Gewahrsam genommen. Während vier von ihnen wieder auf freien Fuß gekommen seien, hätten die Einsatzkräfte einen 30 Jahre alten Tadschiken "zur Gefahrenabwehr in Gewahrsam" genommen.  Gegen ihn lägen staatsschutzrelevante Erkenntnisse vor, teilte die Polizei am Dienstag mit. Der 30-Jährige hatte zuvor schon mit der Polizei im Saarland Kontakt. Dort hatte es Durchsuchungsmaßnahmen gegeben, die sich auch gegen ihn gerichtet hätten, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch aus Sicherheitskreisen. Zuvor hatte die "Bild"-Zeitung berichtet. Das Amtsgericht Oberhausen habe am ersten Weihnachtstag auf Antrag der Polizei Köln die Anordnung der Ingewahrsamnahme bis zum 7. Januar bestätigt. Zu den Hintergründen der Ingewahrsamnahme werde die Polizei wegen laufender Ermittlungen bis auf Weiteres keine Auskünfte erteilen.

Die Polizei schöpfe "alle rechtlichen Möglichkeiten aus, um die Menschen, den Dom und die bevorstehenden Silvesterfeierlichkeiten zu schützen", erklärte Kripochef Michael Esser. Die Polizei ermittele unter Hochdruck.

Nordrhein-Westfalen: Nach Hinweisen auf bevorstehende Anschläge: Kölner Dom mit Spürhunden durchsucht
Nach Hinweisen auf bevorstehende Anschläge: Kölner Dom mit Spürhunden durchsucht

Festnahmen in Wien

Der österreichische Verfassungsschutz hat nach Angaben des dortigen Innenministeriums bei Ermittlungen gegen ein islamistisches Netzwerk vier Menschen festgenommen. Die Vernehmungen der Verdächtigen und entsprechende Auswertungen liefen, teilte die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst im österreichischen Innenministerium bereits am Sonntag mit. Nähere Details könnten aus kriminaltaktischen Gründen derzeit nicht genannt werden. Gegen drei Verdächtige wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung in Verbindung mit terroristischen Straftaten ermittelt. Für zwei Männer und eine Frau wurde Untersuchungshaft angeordnet, wie eine Gerichtssprecherin der österreichischen Nachrichtenagentur APA sagte. 

Die zwei Männer und die Frau wurden laut APA in einer Flüchtlingsunterkunft in Wien von Spezialkräften der Polizei festgenommen. Ihnen wird demnach vorgeworfen, einem radikalislamischen Terror-Netzwerk anzugehören, das Anschläge auf den Kölner Dom und den Wiener Stephansdom erwogen haben soll. Unter anderem würden seitdem Datenträger, etwa Handys, ausgewertet, die bei den Durchsuchungen sichergestellt worden waren, sagte Staatsanwältin Nina Bussek der DPA am Dienstag. Alle drei bestritten den APA-Angaben zufolge die Vorwürfe. 

Gegen eine vierte Person werde nicht wegen Terrorverdachts ermittelt, sagte Bussek weiter. Die Person war bei der Festnahme der drei Verdächtigen zufällig anwesend. Sie wurde wegen Verstoßes gegen fremdenrechtliche Bestimmungen gesucht und deshalb festgenommen.

Nach DPA-Informationen könnte es bei der verdächtigen Gruppe möglicherweise einen Bezug zu einem Ableger des Terrornetzwerks Islamischer Staat (IS) geben, der sich Islamischer Staat Provinz Khorasan (ISPK) nennt und in Afghanistan schon seit einigen Jahren einen bewaffneten Konflikt mit den militant-islamistischen Taliban austrägt. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien wollte sich dazu nicht äußern.

Das Innenministerium in Wien hatte am Sonntag mitgeteilt, die Sicherheitslage in Österreich und ganz Europa sei angespannt. Die Sicherheitsbehörden würden daher während der Weihnachtsfeiertage Vorsichtsmaßnahmen in Form von verstärkter Beobachtung und Überwachung im öffentlichen Raum treffen.

So ist die aktuelle Lage rund um den Kölner Dom

Die Sicherheitskräfte bleiben bis ins neue Jahr hinein in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Sicherheitsvorkehrungen am Kölner Dom wurden am Dienstag bis ins neue Jahr hinein verlängert. "Alle liturgischen Angebote finden statt, touristischer Besuch ist leider nicht möglich", sagte der Sicherheitschef des Doms, Oliver Gassen, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. "Zwischen den Gottesdiensten wird der Dom geschlossen."

Besucher der kirchlichen Veranstaltungen müssen sich wie bisher von der Polizei durchsuchen lassen. Touristische Besichtigungen wie etwa der Schatzkammer oder des Aussichtsturms sind den Angaben zufolge aus Sicherheitsgründen bis Neujahr nicht möglich, hieß es. Normalerweise werde der Dom von Weihnachten bis Neujahr von mehr als 100.000 Menschen besucht.

So ist die Bedrohungslage in Deutschland

Das Bundesinnenministerium in Berlin verwies am Sonntag nach den Vorgängen in Köln generell auf "eine erhöhte Bedrohungslage im Bereich des islamistischen Terrorismus". Diese werde "sehr ernst" genommen, "insbesondere auch seit den terroristischen Angriffen der Hamas auf Israel, dem Gaza-Krieg und dessen Auswirkungen", sagte ein Sprecher. Die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern handelten deshalb "mit größter Wachsamkeit".

Dies zeigte sich auch am Montag in Bielefeld: Dort wurde der Hauptbahnhof nach einer telefonischen Anschlagsdrohung für mehrere Stunden gesperrt und mit Spürhunden durchsucht. Der Zugverkehr kam dadurch zum Erliegen. Verdächtige Gegenstände wurden bei der Durchsuchung aber nicht gefunden. Am Abend wurde der Bahnhof wieder freigegeben. Der Staatsschutz der Bielefelder Polizei leitete Ermittlungen wegen der "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten" ein.

Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel vom 7. Oktober nehmen Befürchtungen zu, dass es auch in Deutschland zu Anschlägen kommen könnte. 

Hinweis: Dieser Text wurde nach der ersten Veröffentlichung um Informationen zum festgesetzten Mann in Wesel ergänzt.

AFP · DPA
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