Kirche in der Kritik Erzbistum Köln begleicht Spielschulden eines Priesters in Millionenhöhe – "Beschämend"

Protest vor dem Kölner Dom
Die Reformbewegung "Wir sind Kirche" protestiert mit Bannern und Plakaten vor dem Kölner Dom gegen die Rückkehr des Kardinals Woelki. Der Skandal um die Spielschulden hat eine neue Welle der Kritik losgetreten.
© Thomas Banneyer / Picture Alliance
Nachdem das Erzbistum Köln die Spielschulden eines Priesters beglichen hat, hagelt es Kritik. Als "verstörend" und "beschämend" bezeichnet der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz den Vorfall.

Mehr als eine Millionen Euro hat das Erzbistum Köln für einen überschuldeten Priester gezahlt. Laut einem Sprecher des Bistums habe der Geistliche 500.000 Euro Spielschulden angehäuft. Um ihm aus dieser akuten Not zu helfen, wollte man die Summe in mehreren Tranchen tilgen.

Allerdings waren die Zuwendungen steuerpflichtig, wie eine intensive, rechtliche Überprüfung ergab. Die nachträgliche Versteuerung samt Zinsen ließ die Gesamtsumme um zusätzlich 650.000 Euro in die Höhe schießen.

Erzbistum Köln nimmt Geld aus Sondervermögen

Die Mittel seien zum Teil aus einem Sondervermögen entnommen worden, aus dem auch die Zahlungen an Opfer von sexuellem Missbrauch geleistet werden. Die Lohnsteuerbegleichung plus Zinsen sei hingegen aus dem Personalkostenbudget des Erzbistums bezahlt worden, sagte sagte der Sprecher des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz, Johannes Norpoth, dem "Kölner Stadt-Anzeiger".

Plakat, auf dem Vorwürfe an das Erzbistum Köln zu lesen sind
Das Vorgehen des Kölner Erzbistums hat eine Protest-Welle ausgelöst
© Thomas Banneyer / Picture Alliance

Das hat in weiten Teilen der Kirche scharfe Kritik ausgelöst, zeige sich das Erzbistum bei den Summen, die den Opfer sexueller Übergriffe zukommen, deutlich weniger großzügig. Opfer sexualisierter Gewalt in der Kirche kämpften seit Jahren für eine wirkliche Anerkennung ihres Leids, sagte Norpoth. 60 Prozent der Antragsstellenden erhielten weniger als 20.000 Euro. "Opfer von Sexualstraftaten, teilweise ohne gesicherte Einnahmen wie bei einem Priester, werden mit einem Betrag abgespeist, welcher weniger als zwei Prozent von dem beträgt, was die Kirche als Ausgleich für die selbst verschuldete finanzielle Schieflage eines Priesters zu zahlen bereit war", kritisierte er.

Erzbistum Köln in der Kritik

Die Sprecherin der Reform-Initiative Maria 2.0 Rheinland, Maria Mesrian, sprach von verantwortungslosem Finanzgebaren. Betroffene sexuellen Missbrauchs würden "mit lächerlichen Summen abgespeist, während Millionen für eine überflüssige Hochschule oder eben für die privaten Spielschulden eines Priesters verschleudert werden", sagte sie der Zeitung.

Wie der "Spiegel" berichtet, seien die Aufsichts- und Kontrollgremien des Kölner Erzbistums nicht in die Entscheidung über die Millionensumme einbezogen worden, was laut dem Sprecher des Bistums auch nicht nötig gewesen wäre. "Die Auskunft des Erzbistums zeigt eine erschreckende Unkenntnis oder Ignoranz der einschlägigen vermögensrechtlichen Bestimmungen", kommentiert der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller das Vorgehen.

Quellen: Deutsche Presse-Agentur, "Der Spiegel"

DPA
lhi

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