Was geschah mit Flug 4U9525? Diese Frage beschäftigt Experten und Justiz. Der Stimmrekorder, eine der beiden Blackboxen des Airbus A320 der Lufthansa-Tochter Germanwings, war am Dienstag am Unfallort in den französischen Alpen geborgen worden. Dieser Flugschreiber wird auch Cockpit Voice Recorder (CVR) genannt, der Geräusche und Gespräche im Cockpit aufzeichnet.
Obwohl der Voice-Recorder beschädigt ist, war es Experten möglich, die gespeicherten Daten auszulesen. Die Auswertung gestaltet sich jedoch sehr schwierig. "Wir haben verwertbare Audioaufnahmen. Aber es ist noch zu früh Schlussfolgerungen zu ziehen, was passiert ist. Wir müssen die Audiodateien weiter interpretieren, um herauszufinden, welche Stimmen und Geräusche auf der Aufnahme zu hören sind", sagte der Direktor der französischen Luftfahrtbehörde BEA Rémi Jouty auf einer Pressekonferenz in Paris.
Auch wenn die Audiodatei gesichert werden konnte, so werde es einige Zeit in Anspruch nehmen, die aufgezeichneten Geräusche und Stimmen zu identifizieren und zuzuordnen. Bis eine genaue Transkription der Aufnahmen erstellt werden kann, wären sogar einige Wochen notwendig. "Wir müssen klären, zu wem die jeweilige Stimmen gehören, wer in welcher Reihenfolge spricht und zu welchem Zeitpunkt", so Jouty.
"Es ist noch kein Flugschreiber in Einzelteile zerfallen"
Detailliertere Informationen zum Inhalt der Aufnahmen könnten noch nicht gemacht werden. Es stehe ebenfalls noch nicht fest, welche Sprache zu hören ist. "Die Audiodateien reichen jedoch bis zu dem Zeitpunkt des Unfalls", sagte der BEA-Direktor. "Das Flugzeug ist bis zum Schluss geflogen", es habe also keine Explosion gegeben.
Die BEA widersprach außerdem Medienberichten, wonach der zweite Flugschreiber inzwischen gefunden worden sei. Die britische Zeitung "The Guardian" berichtet in Bezug auf die Seite AirLive.net., dass die zweite Blackbox schwer beschädigt sei und der Speicherchip fehle. "Der zweiter Schreiber ist noch nicht geortet", so der BEA-Chef. "Es sind keine zerstreuten Trümmer gefunden worden. Es gab in der Geschichte der Luftfahrt noch keinen einzigen Flugschreiber, der in Einzelteile zersplittert wäre", fügte er hinzu.
Bei ihrem letzten Kontakt hätten die Piloten des Airbus 320 eine Routine-Mitteilung gemacht. Vorrang habe neben der weiteren Auswertung jetzt, dass der zweite Flugschreiber gefunden werde, erklärte der BEA-Direktor. Er sei in dem schwer zugänglichen Gelände noch nicht lokalisiert worden. Warum die Maschine verspätet in Barcelona abgeflogen sei, konnte Jouty nicht sagen. Wir haben auch nicht die geringste Erklärung dafür, warum dieses Flugzeug auf die Kontaktversuche der Luftraumkontrolle, wie es scheint, nicht geantwortet hat", sagte Jouty
Schwierige geografische Region
Inzwischen ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Region des Absturzortes in Südostfrankreich eingetroffen. Gemeinsam mit Frankreichs Präsident François Hollande und dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy wollte Merkel der Opfer der Flugzeugkatastrophe gedenken und mit Angehörigen der 150 Toten vor allem aus Deutschland und Spanien zusammenkommen. Merkel, Hollande und Rajoy trafen sich dazu in Seyne-les-Alpes, wenige Kilometer entfernt von der Absturzstelle in dem schwer zugänglichen Gelände des Alpenmassivs.
Merkel hat dabei versichert, dass mit Hochdruck nach den Ursachen für den Absturz des Germanwings-Airbus in Frankreich gesucht wird. "Es wird alles hier getan, um zu versuchen, das, was geschehen ist, das Unfassbare, soweit wie möglich aufzuklären", sagte die Kanzlerin. Allerdings werde dies noch Zeit brauchen, "weil es eine Katastrophe in einer ganz schwierigen geografischen Region ist".