Eine Geiselnahme in der Justizvollzugsanstalt im sächsischen Görlitz ist am Mittwochabend durch die Polizei beendet worden. Es habe einen Polizeieinsatz gegeben, den alle Beteiligten überlebt hätten, sagte der Sprecher des sächsischen Justizministeriums. Ressortchef Jürgen Martens (FDP) sei erleichtert. Nähere Einzelheiten gab der Sprecher zunächst nicht bekannt.
Ein Häftling hatte am Mittwoch gegen 13 Uhr einen Mitgefangenen als Geisel genommen. Er bedrohte den Mann mit einem scharfkantigen Gegenstand. Die Polizei schickte ein Spezialeinsatzkommando an den Tatort.
Die beiden Männer befanden sich einem Polizeisprecher zufolge allein in einem Zellentrakt. Der Täter habe keine Möglichkeit gehabt, andere Gefangene in Gefahr zu bringen, hieß es. Er habe einen Moment ausgenutzt, in dem er Kontakt zu anderen Häftlingen hatte.
Der Geiselnehmer ist ein verurteilter Gewalttäter. "Es ist ein Strafgefangener, der erst seit heute hier ist", sagte Anstaltsleiter Frank Hiekel. Der Mann und die Geisel seien aus Bayern verlegt worden.
Nach Informationen der Nachrichtenagentur DAPD handelte es sich bei dem Geiselnehmer um einen Sexualstraftäter, der eigentlich im Laufe des Tages nach Polen abgeschoben werden sollte. Unklar ist bislang, ob er die Abschiebung mit Gewalt verhindern wollte.
Nach Augenzeugenberichten riegelten Polizeibeamte die Zufahrt zur Anstalt in der Görlitzer Innenstadt ab. Derzeit sitzen laut Justizministerium in der JVA Görlitz 194 Männer in dem Gefängnis ein. Sie verbüßen in der Regel kurze Strafen. In der Anstalt befinden sich außerdem ausländische Straftäter in Abschiebehaft. Diese müssen sich den Angaben zufolge zum Teil auch wegen schwerwiegender Straftaten verantworten. Görlitz liegt in Ostsachsen, unmittelbar an der Grenze zu Polen. Geiselnahmen gab es in sächsischen Gefängnissen unter anderem 2005 in Dresden und im Jahr 2000 in Bautzen.