Das verheerende Feuer auf Maui ist weitgehend eingedämmt, doch die Zahl der Toten steigt weiter. In dem ausgebrannten Küstenort Lahaina sind bisher 55 Leichen geborgen worden, wie der Bezirk Maui am späten Donnerstagabend (Ortszeit) mitteilte. Es sei aber zu befürchten, dass es noch mehr Opfer gebe, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf die Behörden. Mindestens 20 Menschen seien durch Verbrennungen schwer verletzt worden, einige befänden sich in einem kritischen Zustand. Die Löscharbeiten auf der Insel dauerten an.
"Wahrscheinlich größte Naturkatastrophe" in der Geschichte Hawaiis
Der Gouverneur von Hawaii, Josh Green, sprach nach einem Rundgang durch den völlig ausgebrannten Küstenort Lahaina von der "wahrscheinlich größten Naturkatastrophe" in der Geschichte des US-Bundesstaates Hawaii. Green erinnerte an das Jahr 1960, als Hawaii von einem Tsunami getroffen wurde. Die Flutwelle forderte damals 61 Menschenleben. Es sei "sehr wahrscheinlich", dass die Zahl der Todesopfer dieses Mal höher liege.
Einige Personen werden auch noch vermisst. Wie viele, sei aber schwer zu sagen, hieß es unter Berufung auf Mauis Polizeichef John Pelletier. Dies liege auch daran, dass der Mobilfunk zusammengebrochen sei. Zudem sind laut der Webseite poweroutage.us noch rund 11.000 Haushalte ohne Strom.
Trauminsel in Flammen: So sieht es auf Maui nach dem tödlichen Feuerinferno aus

In Lahaina konnte die Feuerwehr die Brände bis Donnerstagabend zu rund 80 Prozent unter Kontrolle bringen. Den Bewohnern des beliebten Touristenortes mit seinen vielen Holzhäusern sei der Zugang aber weiter verboten, weil auch die Rettungsarbeiten andauerten, hieß es. Zusätzliche Rettungsteams mit Leichenspürhunden aus Kalifornien und dem Bundesstaat Washington seien auf dem Weg nach Maui. "Nichts davon ist mehr da. Es ist alles niedergebrannt", sagte Lahainas Bürgermeister Richard Bissen.
Auch Gouverneur Green zeigte sich erschüttert: "Wenn man das ganze Ausmaß der Zerstörung in Lahaina sieht, ist es schockierend. Es sieht aus, als wäre eine Bombe explodiert und dann ein Feuer entbrannt." Praktisch alle Gebäude müssten wiederaufgebaut werden. Dies werde in die Milliarden Dollar gehen. Zugleich rief er die Hotels auf, die Tausenden obdachlos gewordenen Einwohner aufzunehmen.
Derzeit sind laut Medien sechs Notunterkünfte in Betrieb. Rund 30.000 Besucher seien inzwischen ausgeflogen worden, meldete der Sender CNN unter Berufung auf die Tourismusbehörde.
Menschen flüchteten vor den Flammen ins Meer
Auf Maui und der Nachbarinsel Hawaii waren am Dienstag mehrere Feuer ausgebrochen, die von starken Winden schnell vergrößert wurden. Die Flammen hatten sich so schnell ausgebreitet, dass viele Menschen versuchten, sich im Meer in Sicherheit zu bringen. Nach Angaben der Küstenwache sprangen etwa 100 Menschen ins Wasser. Ein Schiff der Küstenwache konnte demnach mehr als 50 Menschen aus dem Meer retten. "Wir finden immer noch Leichen im Wasser und auf der Uferpromenade", sagte Kekoa Lansford, eine Einwohnerin von Lahaina, am Donnerstag dem Sender CBS. "Wir haben Menschen aus dem Wasser gezogen. Wir versuchen, Menschenleben zu retten, aber (...) bekommen nicht die Hilfe, die wir brauchen", klagte sie.
US-Präsident Joe Biden hatte am Donnerstag den Katastrophenfall ausgerufen und damit Hilfen des Bundes für die betroffenen Gebiete auf der Inselgruppe im Pazifik freigegeben. Das Geld soll unter anderem Menschen zugute kommen, deren Häuser von den Flammen zerstört oder beschädigt wurden. Zudem stünden die Nationalgarde und die Marine den Einsatzteams zur Seite. "Diese Waldbrände und all die schweren Stürme, die wir immer wieder erleben, sind definitiv eine Folge der steigenden Temperaturen auf der ganzen Welt", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, am Donnerstag.