Henri Nannen Preis stern.de-Fotoreportage erhält den "Henri"

Für seine auf stern.de veröffentlichte Fotoreportage "Unser Müll für Afrika" ist Kai Löffelbein mit dem Henri Nannen Preis geehrt worden. Für Unruhe sorgte eine Auszeichnung für die "Bild".
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Die Preisverleihung in voller Länge

Es ist der größte Erfolg seiner noch jungen Karriere: Kai Löffelbein, Jahrgang 1981, ist am Freitagabend in Hamburg mit dem Henri Nannen Preis ausgezeichnet worden. Der freie Fotograf erhielt die wichtigste deutsche Journalistenauszeichnung für seine Fotoreportage mit dem Titel "Unser Müll in Afrika", die auf stern.de veröffentlicht wurde. In bewegenden Bildern dokumentiert Löffelbein das Leben von Menschen in Ghanas Hauptstadt Accra, die dort auf einer Müllkippe aus Tonnen westlichen Elektroschrotts vegetieren.

Ein wenig eingeschüchtert wirkt der junge Mann auf der großen Bühne durchaus, als er vom renommierten US-Fotojournalisten James Nachtwey den "Henri" überreicht bekommt. Er sei glücklich über den Preis, vor allem auch deswegen, weil es nicht ganz leicht sei, Themen aus Afrika in deutschen Publikationen unterzubringen, sagte er zu Moderatorin und "Tagesschau"-Sprecherin Judith Rakers. Er mache sich aber keine großen Illusionen, dass er mit seiner Geschichte etwas am Leben der Menschen in Accra ändern könne. "Ich freue mich aber über die Aufmerksamkeit für das Thema. Kurz nach der Veröffentlichung habe ich Nachrichten von EU-Politikern bekommen, die verpsprochen haben, das Thema mit in ihre Gremien zu nehmen", so Löffelbein.

Der Henri Nannen Preis wurde bereits zum achten Mal vergeben. Neben dem Fotopreis wurden unter anderem auch die beste Reportage, der beste Essay und die beste investigative Leistung prämiert. 1200 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Medien kamen zu der großen Gala im Hamburger Schauspielhaus, dessen Bühne zu einer Bar-Kulisse umdekoriert worden war. In seiner Eröffnungsrede betonte Gruner + Jahr-Vorstandschef Bernd Buchholz, den Wert von unabhängigem und hochwertigem Journalismus und mahnte den Schutz von geistigem Eigentum insbesondere in der digitalen Welt an.

Auszeichnung für "Bild" - "SZ" lehnt ab

Für Unruhe sorgte die Vergabe des Henri Nannen Preises für die "Beste investigative Leistung". Erstmals überhaupt war in diesem Jahr die "Bild"-Zeitung mit einer Nominierung bedacht worden. Für ihren Beitrag "Wirbel um Privatkredit - Hat Wulff das Parlament getäuscht?" in der Affäre um Ex-Bundespräsident Christian Wulff erhielten die zwei "Bild"-Autoren Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch die begehrte Bronzebüste.

Gleichzeitig mit ihnen sollten in dieser Kategorie die Journalisten Hans Leyendecker, Klaus Ott und Nicolas Richter von der "Süddeutschen Zeitung" ausgezeichnet werden, die die "Formel-1-Affäre" bei der BayernLB aufgedeckt hatten. Leyendecker lehnte die Auszeichnung jedoch stellvertretend ab, weil er nicht zusammen mit der "Bild"-Zeitung ausgezeichnet werden wolle.

"Wilde, witzige Philippika"

Erstmals wurde in diesem Jahr der "Henri" in der Kategorie "Essay" vergeben, also für umfangreiche, wertende Texte, die dem Leser Orientierung bei wichtigen gesellschaftlichen Phänomenen bieten sollen. Literaturkritikerin Elke Heidenreich übergab den Preis an Gewinner Niklas Maak für dessen Text: "Architekten, auf die Barrikaden", erschienen in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Darin kritisiert der Autor die Maßnahmen einer "Baumafia in den Vorstädten" und setzt sich für eine "andere Architektur" ein. Das Urteil der Jury: Eine "wilde, witzige Philippika", "voller Gedankenschärfe und stilistischer Elegeanz".

Zwölf Mann, ein Preis

Der traditionelle Kisch-Preis für die "Beste Reportage" ging an Stefan Willeke für seinen Text "Der letzte Saurier" ("Die Zeit"), für den er RWE-Chef Jürgen Großmann - nach Fukushima! - auf einer Reise nach Japan begleitete. Der Preis in der Kategorie "Besonders verständliche und anschauliche Dokumentation über einen komplexen oder aktuellen oder geschichtlichen Sachverhalt" ging an ein zwölfköpfiges Autorenteam des "Spiegel", das sich dem komplexen Thema Eurokrise angenommen hatte.

Bereits vorher bekannt waren die Preisträger in den Kategorien "Lebenswerk" und "Pressefreiheit". In letzterer wurde der britische Journalist Nick Davies ausgezeichnet, der durch seine Recherchen maßgeglich für die Aufdeckung des Skandals um Medientycoon Rupert Murdoch verantwortlich war. Für sein publzistisches Lebenswerk wurde der renommierte Fotograf, Kunstsammler und Stifter F.C. Gundlach geehrt.

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be/DPA

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