Hillary Clinton wird 60 Eisern lächelnd ins Weiße Haus

Gelöst und fröhlich will sie daher kommen und so die Herzen der Wähler gewinnen. Die als spröde geltene Hillary Clinton versucht ihren Marsch ins Weiße Haus mit neuem Lächel-Image. Doch dieser Wandel ist manchem nicht geheuer.

Anderen würde das Lachen vergehen. Seitdem Hillary Rodham Clinton sich im Kampf ums Weiße Haus verstärkt von einer heiteren Seite zeigen möchte, fallen amerikanische Talkmaster und Kabarettisten über sie her: Sie lache "kreischend", "grell" und "gekünstelt", lästern sie. Nachdem schon ihre Kleidung oder ihre Frisur ausgiebig zerpflückt wurden, geht es nun um ihr demonstrativ gelöstes Lachen. Allerdings glauben selbst ihre Feinde nicht, dass die Senatorin aus New York sich mit Mäkelei und Häme verunsichern ließe.

Also wird sie im Beacon-Theater in Manhattan sicher strahlend an der Seite ihres Mannes Bill und ihrer Tochter Chelsea dem Geburtstagsständchen ihrer Freunde und Anhänger sowie des Stargasts Elvis Costello lauschen. Die ehemalige First Lady braucht ihre Fröhlichkeit auch kaum zu spielen. Denn die erwarteten 2900 Gäste werden auf der glamourösen Partei-Party am Vorabend ihres 60. Geburtstags der "Daily News" zufolge bis zu zwei Millionen Dollar in ihre ohnehin prall gefüllte Wahlkampfkasse spülen. Und Hillary Clinton hat auch sonst gute Aussichten, ihren Traum zu verwirklichen und erste Präsidentin der US-Geschichte zu werden. Selbst Präsident George W. Bush sieht sie laut dem Publizisten Bill Sammon als Favoritin bei den Demokraten und als "schwer zu schlagenden, harten Gegner" der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl am 4. November 2008.

Ist ihr Lachen präsidiabel?

Doch trotz derzeit glänzender Umfrageergebnisse beginnt für Hillary das wohl härteste Jahr ihres Lebens. Denn auch die lächerliche Debatte um ihr "unechtes Lachen" zeigt, mit welchen Widerständen und Antipathien sie fertig werden muss. Der frühere demokratische Parteichef Terry McAuliffe meinte zwar, ihr "großartiges Bauchlachen" zeige nur ihre eher unbekannte menschliche Seite. Ihre politischen Gegner beim TV-Sender Fox News aber spielten Hillarys "Roboter"-Lachen unzählige Male hintereinander vor, so dass es schlicht jeden Zuschauer nerven musste. "Ist dieses Lachen wirklich präsidiabel?" fragte der erzkonservative Moderator Sean Hannity scheinheilig.

Die Lach-Debatte zielt auf die bekannte Schwäche Hillary Clintons: Die schlagfertige, rundum gebildete und bienenfleißige Juristin aus Illinois überzeugt zwar viele intellektuell, aber die Herzen der Amerikaner hat sie noch nicht gewonnen. Sie muss mit dem Vorwurf leben, spröde und berechnend zu sein. Ihr neues Lachen beeindrucke niemand, sie wirke eher unseriös und befremdlich, kritisierte Star- Journalist und Clinton-Kenner John Dickerson im "Slate"-Internet- Magazin.

"Wenn Du in die Politik gehst, musst du Dir die dicke Haut eines Rhinozeros zulegen", zitiert Clinton gerne die legendäre frühere First Lady Eleanor Roosevelt. Wenn Leute "wenig nette Dinge" über sie sagten, "kneife ich mich, um zu sehen, ob ich die Haut habe, die Eleanor Roosevelt von mir erwarten würde", erzählte Clinton jüngst. Die Maßstäbe für Frauen in der Politik seien deutlich strenger als für Männer. Sie wolle nicht Präsident werden, weil sie eine Frau, sondern die beste Kandidatin sei. Umfragen ein Jahr vor der Wahl suggerieren, dass sie tatsächlich jeden möglichen republikanischen Konkurrenten schlagen würde. Allerdings ist drei Monate vor Beginn der Vorwahlen nicht einmal ihre Nominierung bei den Demokraten wirklich sicher, selbst wenn laut einer Gallup-Umfrage 47 Prozent der Demokraten für Clinton stimmen wollen.

Außenpolitisch gibt sie sich knallhart

Sie fordert zwar eine Gesundheitsreform, streitet für liberale Werte in Justiz und in der Familienpolitik, aber dennoch gilt sie vor allem bei linken und liberalen Wählern als politischer Falke. Auch wenn sie Bush einer "völlig gescheiterten Irakpolitik" bezichtigt, will sie von einem sofortigen Abzug der US-Truppen aus dem Irak nichts wissen. Auch hat sie sich bis heute nicht von ihrem Votum im Senat 2002 zugunsten des Kriegs distanziert. Außenpolitisch gibt sie sich knallhart: Der Iran sei "auf lange Sicht eine Bedrohung der USA", schrieb sie in der Zeitschrift "Foreign Affairs". Teheran müsse daran gehindert werden, sein Atomprogramm fortzusetzen und weltweit Terroristen zu unterstützen. Bush redet nicht viel anders. Die Senatorin verspricht nur, dass sie als Präsidentin der globalen Führungsmacht eine "stärkere und klügere" Politik machen werde als ihr unpopulärer Vorgänger.

Und schließlich hat Hillary noch den möglichen Nachteil ihres charismatischen Ehemannes. Der Ex-Präsident begeistert zwar das liberale Amerika, aber spätestens seit der Lewinsky-Affäre ist er für die Konservativen ein rotes Tuch. Und viele Amerikanerinnen haben Hillary nicht verziehen, dass sie ihren als Schürzenjäger verschrienen Mann nie verließ, sondern stets die Fassade einer heilen Familie zu wahren trachtete. Angeblich alles aus bloßer Geltungs- und Karrieresucht. In ihrem 61. Lebensjahr kämpft sie nun mit eiserner Disziplin und lautem Lachen den Kampf ihres Lebens.

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Von Laszlo Trankovits, DPA

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