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Negativ-Preis Duden zum "Sprachpanscher" gekürt

Ausgerechnet der Duden ist zum "Sprachpanscher des Jahres" gekürt worden. Die Begründung des Vereins Deutsche Sprache lässt jedoch auch die Jury in einem eher weltfremden Licht erscheinen.

Wegen seiner angeblich zu unkritischen Verwendung von Anglizismen hat der Verein Deutsche Sprache (VDS) den Duden zum "Sprachpanscher" des Jahres gewählt. "Wer in einem Wörterbuch der deutschen Sprache als Ersatz für Fußball den lächerlichen Angeber-Anglizismus 'Soccer' vorschlägt, hat es nicht besser verdient", erklärte der Vereinsvorsitzende Walter Krämer am Montag in Dortmund. Der Duden trage wie kaum eine andere Organisation dazu bei, dass sich "sprachliches Imponiergehabe im Glanze einer quasi amtlichen Zustimmung sonnen dürfe", teilte der VDS weiter mit. "Wo bleiben der Nachsteller statt Stalker, der Netzhandel statt E-Business?", fragte Krämer

Als weiteres Argument verwies der Verein unter anderem auch darauf, dass der Duden auf die Nennung des Wortes "Klapprechner" verzichte. Den Begriff möchte der VDS statt der Anglizismen Notebook verwendet sehen. Die Redaktion des Duden müsse auch dieses Wort nennen, wenn sie ihrem Grundsatz folge und wertungsfrei jeden Begriff aufnehme, der ausreichend oft in der deutschen Sprache vorkomme. Schließlich weise der Begriff mehr als 34.000 Treffer bei Google auf.

Verein sieht sich als "Speerspitze"

Der VDS sieht sich als Speerspitze im Kampf gegen "das unnötige Verdrängen deutscher Begriffe durch Importe aus dem angelsächsischen Ausland" sowie "die Demontage des Deutschen als Sprache von Kultur und Wissenschaft ganz allgemein". Dafür vergibt er seit 1998 jährlich den Negativpreis "Sprachpanscher" an Firmen, Institutionen oder Personen. 2012 ging der Preis an das Unternehmen Karstadt.

Der Duden ist das Standardnachschlagewerk für die deutsche Sprache, die Redaktion gilt als eine maßgebliche Instanz. Der klassische Rechtschreibduden wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert. Dabei werden neue Wörter aufgenommen, sofern sie über einen längeren Zeitraum hinweg in gewisser Häufigkeit verwendet werden. Als Basis für die Einschätzung dienen Computerprogramme, die riesige Textmengen nach Begriffen durchsuchen.

Auf dem zweiten Platz des VDS-Rankings landete dieses Jahr Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Nach Darstellung des Vereins besteht dieser auch dann auf Englisch, wenn ein Dolmetscher anwesend sei. Damit falle er allen Versuchen "in den Rücken", Deutsch als eine "echte Arbeitssprache" in der EU zu verankern.

kng/DPA/AFP DPA

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