Der im NSU-Prozess mitangeklagte mutmaßliche Terrorhelfer Carsten S. hat sich der rechtsextremen Szene vor allem wegen seiner zu Jugendzeiten noch nicht eingestandenen Homosexualität angeschlossen. Das sagte der psychiatrische Gutachter Norbert Leygraf am Mittwoch vor Gericht. Das "betonte Männlichkeitsideal" habe ihn angezogen. Als Carsten S. bei einem seiner Untersuchungsgespräche über seine erste Begegnung mit Uwe Böhnhardt gesprochen habe, da seien ihm "fast die Tränen in die Augen gekommen".
Hauptangeklagte in dem Münchner Prozess ist Beate Zschäpe. Sie soll die Verbrechen des NSU #link;http://www.stern.de/politik/deutschland/rechte-terrorgruppe-den-nazikillern-auf-der-spur-1750912.html;gemeinsam mit ihren Gefährten Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt begangen haben#, die nicht mehr am Leben sind. Zschäpe werden zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge vorgeworfen.
Er besorgte die wichtigste Waffe der NSU-Terroristen
Leygrafs Gutachten soll dem Gericht beurteilen helfen, ob auf Carsten S. das Jugendstrafrecht angewendet werden muss. Eindeutig festlegen wollte sich der Gutachter nicht, verwies aber darauf, dass S. wegen seiner sexuellen Orientierung damals noch keine Partnerbeziehung erlebt habe und deshalb "Reifedefizite" gehabt habe. S. ist als einziger Angeklagter voll geständig und könnte nach Jugendstrafrecht verurteilt werden.
Der damals 19-jährige S. übergab im Jahr 2000 in Chemnitz den NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt die Waffe Ceska 83. Später wurden mit der Pistole neun Migranten türkischer und griechischer Herkunft von den beiden Neonazis getötet. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Mitangeklagten deshalb Beihilfe zum Mord in neun Fällen vor.