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Provokative Benetton-Kampagne Ärger mit Washington und dem Vatikan

Der Konzern Benetton ist dafür bekannt, mit seinen Werbekampagnen anzuecken. Die neue Aktion des Modelabels macht da keinen Unterschied. Der Papst ist verärgert und auch im Weißen Haus wird die Nase gerümpft. Kritische Worte fand auch ein ehemaliger Starfotograf von Benetton - allerdings aus anderen Gründen.

Der italienische Modekonzern Benetton sorgt mit montierten Kuss-Fotos vom Papst und von mehreren Politikern für Aufregung. Die Werbekampagne empörte den Vatikan und verärgerte das Weiße Haus. "Unhate" - Nicht-Hass - heißt eine Plakatserie aus Fotomontagen, die unter anderem Papst Benedikt XVI. und den ägyptische Imam Ahmed al-Tajjeb beim Lippenkuss zeigen. Das Motiv rief weltweit Empörung bei Gläubigen hervor. Am Mittwochabend zog Benetton den päpstlichen Kuss zurück. Zu der Kampagne zählt auch eine Kuss-Fotomontage, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy zeigt.

"Es sind symbolische Bilder der Versöhnung - mit einem Stich ironischer Hoffnung und konstruktiver Provokation", hatte Benetton seine Serie zuvor vorgestellt. Das sah der Vatikan anders: Die Kampagne instrumentalisiere und manipuliere auf absolut "inakzeptable Weise" das Bildnis des Papstes, sagte Vatikansprecher Padre Federico Lombardi. Der Kuss stelle einen gravierenden Mangel an Respekt gegenüber dem Pontifex und eine Beleidigung aller Gläubigen dar. Man werde weltweit gegen die Publizierung des Fotos vorgehen. Dies beziehe sich auch auf die Weiterverbreitung des Bildes durch Medien.

Auch US-Präsident Barack Obama wird auf einer Fotomontage gezeigt, wie er seinen chinesischen Kollegen Hu Jintao sowie Venezuelas Staatschef Hugo Chavez küsst. In Washington reagierte man verärgert. "Das Weiße Haus verfolgt seit langem eine Politik, die den Gebrauch des Namens oder Abbilds des US-Präsidenten zu kommerziellen Zwecken ablehnt", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Eric Shultz.

Benetton betont guten Zweck der Kampagne

Auf einem Plakatmotiv schmust auch Bundeskanzlerin Merkel mit Frankreichs Präsidenten Sarkozy. Regierungssprecher Steffen Seibert wollte die Szene nicht kommentieren. Vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts erscheint auch der Kuss von Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas brisant.

Doch auch in der Fotografenszene selbst regt sich Protest. Die Werbung sei "ordinär und pathetisch", erklärte der italienische Starfotograf Oliviero Toscani am Freitag in der Zeitung "La Repubblica". Die Fotos seien nicht kreativ und wirkten "wie die Werke von Anfängern an einer Kunsthochschule", kritisierte der Fotograf die Kampagne seines früheren Arbeitgebers.

Der übt sich unterdessen in Beschwichtigungen: "Wir wiederholen, dass der Sinn der Kampagne "Unhate" darin besteht, die Kultur des Hasses zu bekämpfen", erklärte ein Konzernsprecher. Daher bedaure Benetton, wenn das Bild des Pontifex mit dem Imam die Gefühle der Gläubigen verletzt haben sollte. "Um unsere Sensibilität zu unterstreichen, haben wir uns entschlossen, das Bild zurückzuziehen", sagte der Sprecher.

Benetton ist seit Jahren bekannt für provokante Werbung. In den 90er Jahren sorgte das Modehaus mit Bildern des Star-Fotografen Oliviero Toscani für Aufregung. Darunter waren ein menschliches Gesäß mit dem Stempelaufdruck "H.I.V.-Positive" und schwer arbeitende Kinder in der Dritten Welt - stets verbunden mit dem Konzern-Slogan "United Colors of Benetton". Das Aids-Plakat wurde 2003 nach langem Rechtsstreit hierzulande vom Bundesverfassungsgericht erlaubt. Zuvor hatte der Bundesgerichtshof die Werbung verboten.

jwi/liri/DPA/AFP DPA

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