Manche Menschen finden Sie eher abstoßend, andere wiederum halten sie sich sogar als Haustiere: Die vorherrschenden Meinungen zu Ratten gehen oft weit auseinander. Nützlich können die kleinen Nagetiere aber in jedem Fall sein – zum Beispiel bei Naturkatastrophen, wie ein Forschungsprojekt der belgischen Non-Profit-Organisation APOPO zeigt.
Dabei werden Ratten darauf trainiert, Helfer-Teams nach Naturkatastrophen, wie Erdbeben oder Wirbelstürmen, bei der Suche nach Opfern in eingestürzten Gebäuden zu unterstützen. Die Nagetiere können sich durch ihre Größe nämlich viel besser durch die Trümmerteile manövrieren als Menschen. Sie werden mit einem Miniatur-Rucksack ausgestattet, der eine Videokamera enthält. Hergestellt wurde er von einem Team aus Ingenieuren der Technischen Universität Eindhoven. Ziel ist es, dass die Mini-Rucksäcke bald auch ein Tracking-Gerät und ein Mikrofon enthalten, welches in beide Richtungen funktionieren soll – damit Helfer:innen und Opfer darüber miteinander kommunizieren können.
Ratten werden mit nachgestellten Einsturzstellen trainiert
Ratten seien von Natur aus neugierig und erkundeten gern ihre Umgebung, was sie laut Verhaltensforscherin Donna Kean, die das Projekt leitet, zu geeigneten Kandidaten für Such- und Rettungsaktionen mache.
Das Projekt läuft seit August 2021, trainiert werden sieben Ratten auf APOPOs Trainingsgelände in Morogoro in Tansania. Dafür wurde dafür mit verschiedenen Hindernissen, die die Tiere überwinden müssen, eine Einsturzstelle nachgestellt. Im Training lernen die Ratten eine bestimmte Abfolge: Im Gelände das menschliche Opfer suchen, zu ihm gelangen und dann an einem kleinen Ball ziehen, der an einer Weste befestigt ist, die die Nagetiere tragen. Damit senden Sie ein Signal an den menschlichen Helfer, dass das Opfer gefunden wurde. Danach sollen sie auf ein Signal zu dem Helfer zurückkehren, wo sie etwas zu essen als Belohnung erhalten.
Diese erste Trainingsphase haben die Tiere laut APOCO bereits erfolgreich gemeistert. Nun werden die Schwierigkeiten auf dem Trainingsgelände weiter erhöht, um die Tiere immer mehr an einen Einsatz unter echten Bedingungen zu gewöhnen – zum Beispiel durch erhöhte Hintergrundgeräusche oder ein Trainingsgelände mit mehreren Etagen. Wenn die Ratten trainiert genug sind und ihre Rucksäcke fertig ausgestattet, sollen sie für einen letzten Test-Durchlauf in die Türkei zur freiwilligen Such- und Rettungsorganisation GEA. Hier sollen die Tiere nach ihrer fertigen Ausbildung dann zum Einsatz kommen und dabei helfen, Überlebende in eingestürzten Gebäuden schneller zu finden.
Quellen: Pressemitteilung APOPO, CNN