Die Entführer der vor Monaten in der Sahara verschleppten Europäer wollen künftig direkt mit der malischen oder der deutschen Regierung verhandeln. ARD-Korrespondent Georg Kellermann berichtete in den "Tagesthemen" aus der malischen Hauptstadt Bamako, der bisherige Vermittler sollen künftig nicht mehr in die Verhandlungen eingeschaltet sein.
Kellermann berief sich auf einen Politiker Malis, mit dem er gesprochen habe und dessen Namen er aus Sicherheitsgründen nicht nennen könne. Es sei ein "wichtiger" Politiker mit guten Kontakten in den Norden Malis, wo die neun Deutschen, vier Schweizer und ein Niederländer festgehalten werden. Der Politiker habe zudem Zuversicht geäußert, dass die Geiseln "mittelfristig" freikommen würden. Unverändert gehe es auch um Lösegeld, berichtete Kellermann.
Die Höhe aber sei unbestimmt. Ein malisches Regierungsmitglied habe gesagt, es sei für sein Land eine Ehrensache, die Geiselnahme friedlich zu beenden, so Kellermann weiter.
Tuareg-Führer als Vermittler
Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuvor berichtet, die Bundesregierung habe einen angesehenen Tuareg-Führer als Vermittler zu den Entführern geschickt. Iyad Ag Agaly habe sich schon auf dem Weg zu den Geiselnehmern im Norden Malis gemacht. Das Auswärtige Amt in Berlin wollte den Bericht nicht kommentieren.
Insgesamt 32 europäische Urlauber wurden im Frühjahr in der algerischen Sahara verschleppt. Im Mai wurden 17 Geiseln durch die algerische Armee befreit, unter ihnen sechs Deutsche. Derzeit sind noch neun Deutsche, vier Schweizer und ein Niederländer in der Gewalt der Entführer, die mittlerweile mit den Geiseln die Grenze nach Mali überquerten. Eine 46-jährige Deutsche starb an den Strapazen.