Die französische Stadt Pantin wird im Bemühen um "die Gleichheit zwischen Frauen und Männern" nun ein Jahr lang "Pantine" heißen. Dem Namen des Vororts nördlich von Paris werde ein 'e' hinzugefügt, erklärte der sozialistische Bürgermeister Bertrand Kern in einem Video, das am Montag im Onlinedienst Twitter veröffentlicht wurde. "Wir wollen ein Bewusstsein schaffen", sagte er. Im Französischen drückt ein "e" am Wortende oft aus, dass es sich um die weibliche Form handelt.
Frauen bleiben "schlechter bezahlt als Männer", verböten sich bestimmte Berufe und ihr Platz im öffentlichen Raum werde "von Männern nicht immer gut akzeptiert", fuhr Kern fort. Dem Bürgermeister zufolge würden mit dieser symbolischen Änderung die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen sowie "die Gewalt gegen Frauen" verurteilt.
Die Reaktionen in den Kommentaren unter dem Video fallen eher negativ aus. Einige User:innen machen sich über den Vorschlag lustig und schlagen mit spaßhaften Beispielen die Namensänderungen von weiteren französischen Städten vor, etwa "Parise", "Lyonne" oder "Bordeause". Ähnliches macht auch der Politiker Florian Philippot, Gründer der euroskeptischen Partei Les Patriotes (die Patrioten) in einem Tweet. Dazu schreibt er: "Unsere Zeit ist die Zeit eines entsetzlichen Untergangs!" Eine weitere Userin fragt die Stadt in einem Kommentar, welche Maßnahmen gegen die Diskriminierung von Frauen die Stadt denn außer der symbolischen Namensänderung noch ergreife.
Namensänderung in Frankreich nur symbolisch
Die Stadt schreibt auf ihrer Website, den Buchstaben "e" an den Namen der Stadt anzuhängen, möge zunächst eher anekdotisch wirken. Es ginge aber darum, dass die kleine Änderung ins Auge falle, Fragen stelle und damit herausfordere. Man wolle mit der Namensänderung dazu anregen, über Fragen der Gleichberechtigung nachzudenken.
Wie Männer es den Frauen schon immer schwer gemacht haben

Die perfekte Frau kennzeichnete im beginnenden 19. Jahrhundert Tugenden wie Sittsamkeit, Fleiß, Gehorsam und mütterliche Fürsorge. Ihr Wirkungskreis war das Haus, die des Mannes die Öffentlichkeit. Es galt damals als wissenschaftlich belegt, dass Frauen aufgrund ihres "natürlichen Geschlechtscharakters" nur über ein eingeschränktes Urteilsvermögen verfügten. Als Person könne die Frau daher nicht eigenverantwortlich handeln und bräuchte stets einen männlichen Vormund. Die Französische Revolution und die Aufklärung begannen jedoch auch auf Deutschland abzustrahlen. Das aufgeklärte Bild vom Menschen wurde zum Geburtshelfer der ersten organisierten Frauenbewegung.
Entlang des Ourcq-Kanals zwischen Paris und der Stadt werden die dort aufgestellten riesigen Buchstaben, die den Namen Pantin bilden, nun mit einem 'e' am Ende versehen. Ansonsten bleibt die Änderung jedoch symbolisch: Es gibt weder ein neues Schild am Ortseingang noch wird der Stadtname in der offiziellen Korrespondenz geändert. Eine solche Änderung müsste bei der entsprechenden Behörde eingereicht und geprüft werden.
Quellen: Website der Stadt Pantin(e), Twitter