Nach neuen regierungskritischen Protesten im syrischen Latakia ist die Armee mit Panzern in die nordwestliche Küstenstadt eingerückt. Zudem hätten Truppentransporter Soldaten in das Hafenviertel El Ramleh im Süden der Stadt gebracht, berichtete die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag. Nahe einer "großen Demonstration" gegen Staatspräsident Baschar el Assad in dem Stadtteil sei am Vormittag "heftiges Gewehrfeuer" zu hören gewesen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation flohen nach dem Einmarsch des Militärs zahlreiche Menschen aus der Hafengegend, nachdem in Latakia zuletzt am Donnerstag eine "Welle von Festnahmen" stattgefunden habe.
Moscheegänger sollen beschossen worden sein
Am Freitag waren nach Angaben von Menschenrechtlern landesweit mindestens 20 Menschen getötet worden. In der Protesthochburg Deir al-Sor wurden Teilnehmer der Freitagsgebete beim Verlassen der wichtigsten Moschee beschossen, wie Augenzeugen berichteten. Mindestens drei Menschen seien dabei getötet worden. Seit vergangenem Sonntag seien allein in dieser Stadt 80 Menschen umgebracht worden, sagte ein Arzt. Protestmärsche gab es in vielen weiteren Städten über das ganze Land verteilt. Auch in der zu Beginn des Fastenmonats Ramadan von der Armee gestürmten Stadt Hama protestierten erneut viele Menschen.
Die syrische Armee von Präsident Baschar el Assad geht seit Mitte März gewaltsam gegen regierungskritische Proteste im Land vor. Nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten kamen seither mehr als 2000 Zivilisten ums Leben. Allein am Freitag wurden bei Demonstrationen nach dem Mittagsgebet demnach landesweit 16 Menschen getötet.