Ein Diamant aus dem Hause Wittelsbach hat selbst in der Finanzkrise alle Rekorde gebrochen: Der "Blaue Wittelsbacher" ist am Mittwoch in London für 16,4 Millionen Pfund (18,7 Millionen Euro) versteigert worden. Damit erreichte der seltene Edelstein bei der Versteigerung im Auktionshaus Christie's fast das Doppelte des Schätzpreises von neun Millionen Pfund.
Der 35,56-karätige naturblaue Stein brach auch den bisherigen Weltrekord für einen Diamanten von umgerechnet 12,7 Millionen Euro. Neuer Besitzer ist der Londoner Luxus-Juwelier Laurence Graff, der sich gegen den russischen Geschäftsmann Aleks Paul aus New York durchsetzte.
Berühmtheit aus Indien
Der "Blaue Wittelsbacher" wurde seit 80 Jahren erstmals öffentlich zum Verkauf angeboten. Er gilt als einer der berühmtesten Diamanten der Welt. Es wird davon ausgegangen, dass der Edelstein aus Indien stammt. Der König von Spanien, Philipp IV., hatte ihn 1664 als Mitgift für seine Tochter Infantin Margarita Teresa ausgewählt. Anschließend ging er durch deren Heirat mit Kaiser Leopold I. in den österreichischen Kronschatz ein.
In den Besitz des Hauses Wittelsbach kam der Diamant im Jahr 1722. Damals brachte ihn die Erzherzogin Maria Amalia von Österreich in die Ehe mit dem bayerischen Kronprinzen Karl Albrecht mit. Er wurde bis zum Ende der Monarchie im Jahr 1918 in der Spitze der bayerischen Krone getragen.
Zum letzten Mal wurde der Stein beim Begräbnis von Ludwig III. öffentlich gezeigt. 1931 bot Christie’s den Diamanten zusammen mit Kronjuwelen aus dem bayerischen Kronschatz zur Versteigerung an. Dann verlor sich sein Weg, bis er Jahre später angeblich bei einem Juwelier wieder auftauchte. Seit 1964 befand sich der 7,11 Gramm schwere Edelstein in einer Privatsammlung. Wie Medien berichteten, hatte ihn vermutlich der Kaufhausgründer Helmut Horten seiner österreichischen Frau Heidi geschenkt.
Erstaunlicher Preis in Krisenzeiten
"Wir sind begeistert, mitten in diesen schwierigen Zeiten einen solchen Preis erzielt zu haben", sagte François Curiel, Europachef von Christie’s. Blaue Diamanten sind extrem selten und "in dieser Größe, Qualität, Form und Herkunft absolut einzigartig", erklärte das Auktionshaus.
Den bisherigen Auktions-Weltrekord für einen Diamanten erzielte 1995 in Genf ein 100-Karäter. Den Rekord für einen farbigen Diamanten dagegen hielt nach Angaben des Auktionshauses ein 13,39 Karäter, der im vergangenen Mai auch in Genf für umgerechnet 6,9 Millionen Euro versteigert worden war. Insgesamt erlangte Christie’s bei der Schmuck-Auktion am Mittwoch einen Erlös von 18,35 Millionen Pfund (20,94 Millionen Euro).