"Habt keine Angst. Kommt raus. Wir sind hier nicht in Moskau", schreibt Chichvarkin auf Instagram und richtet sich damit an im Exil lebende Russ:innen.
Er war einer der jüngsten Milliardäre Russlands und floh dennoch vor Jahren aus seinem Heimatland. Dem russischen Präsidenten Putin steht Evgeny Chichvarkin mehr als kritisch gegenüber.
Evgeny Chichvarkin ist ein russischer Unternehmer, Gastronom und Gegner des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Der 47-Jährige fördert demokratische Bewegungen in Russland, finanziert Oppositionsparteien und übt scharfe Kritik am russischen Regime "Die Russen sind nicht Putin", sagt er dem Nachrichtenmagazin "Time". "Er repräsentiert uns nicht. Wir haben ihn nicht gewählt. Wir unterstützen ihn nicht."
Chichvarkin wurde 1974 in St. Petersburg geboren, als es noch Leningrad hieß. Mit gerade mal 23 Jahren gründete er Evroset, einen Mobiltelefonhandel, zu dem bis 2007 rund 5.000 Filialen in Russland und Belarus gehörten – und wurde zu einem der jüngsten Milliardäre des Landes. Jedoch geriet Chichvarkin mit den örtlichen Behörden in Konflikt, als ihn diese der Entführung und Erpressung beschuldigten. Jene Anschuldigungen bezeichnete er stets als falsch.
Sein Geschäftspartner und er verkauften Evroset für angeblich 400 Millionen Dollar. 2008 floh er aus Russland und lebt heute in London, wo er einen renommierten Weinhandel betreibt.
Wenn es um die Unterstützung der Ukraine geht, geht Chichvarkin weiter als die Staats- und Regierungschefs der USA und der EU: Er befürwortet die "sofortige" Entsendung von Nato-Soldaten und die Einführung einer Flugverbotszone, wie sie ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wiederholt gefordert hat.
"Es ist ein schmutziges Spiel", sagt er. "Javelin-Raketen und Nato-Truppen können den Krieg beenden. Die Beschlagnahmung einer Jacht in Monaco nicht. Das wird nur dazu beitragen, dass ein bestimmter Politiker wiedergewählt wird." Damit spielt der 47-Jährige auf die Sanktionen gegen vermeintliche Verbündete des Kremls an.
An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Instagram integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
Freiheit sei nicht unter Putin möglich
Chichvarkin argumentiert, dass sich die Sanktionen auf Putin, seine unmittelbare Familie und die ihn umgebenden Militärgeneräle und Finanziers konzentrieren müssen. "Die Sanktionen müssen auf Putins Geldbeutel und seine wahren Freunde abzielen", sagt er, "nicht auf Leute, die Geld verdient haben und wahrscheinlich die Hälfte an Putin abgeben mussten, um die andere Hälfte zu behalten."
Vor kurzem wurde die Haftstrafe des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny auf 13 Jahre in einem Hochsicherheitsgefängnis erhöht. Nawalny hatte einen Giftanschlag durch mutmaßliche Kreml-Agenten im August 2020 nur knapp überlebt. Chichvarkin, der Nawalny mit Spenden von über 100.000 Dollar unterstützt hat, sagt über ihn: "Wenn Putin stirbt, wird er frei sein." Und er geht noch weiter: "Alle warten darauf, dass Putin stirbt. Die Möglichkeit der Freiheit kommt erst nach seinem Tod."
Soll dem russischen Oligarchen Roman Abramowitsch gehören: die Super-Yacht "Solaris"
"Einer von Putins Freunden könnte ihn fesseln und nach Den Haag bringen"
Etwas weniger ernst ergänzt er: "Nun, einer von Putins Freunden könnte ihn fesseln und nach Den Haag bringen", sagt er lachend. "Die russische Geschichte ist ziemlich düster mit vielen sehr seltsamen Beispielen für Machtwechsel." Nachdenklich fügt er hinzu: "Wenn die Ukraine den Krieg gewinnen würde, wäre das hilfreich."