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Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko Obama will Ölfirmen den Geldhahn zudrehen

Kurswechsel in der Energiepolitik: US-Präsident Obama hat angesichts des Öko-Desasters im Golf von Mexiko den Kongress aufgefordert, den Ölkonzernen ihre Steuervorteile zu streichen. BP räumte derweil ein, auf die Katatrophe nicht vorbeitet gewesen zu sein.

Angesichts der gigantischen Ölkatastrophe im Golf von Mexiko will die US-Regierung einen Kurswechsel in der Energiepolitik vorantreiben. Präsident Barack Obama forderte den Kongress am Mittwoch (Ortszeit) auf, die Steuererleichterungen für Ölkonzerne zu beenden und Gesetze zu verabschieden, um die gefährliche Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu beenden. Das Geld solle für die Erforschung sauberer Energien verwendet werden.

Wegen der Risiken bei der Ölförderung aus der Tiefsee müssten sich die USA stärker sichereren und umweltfreundlicheren Energien zuwenden, sagte Obama in einer Rede an der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh. Die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen gefährde nicht nur die Umwelt und die amerikanische Wirtschaft, sondern auch die nationale Sicherheit. Ohne eine erhebliche Änderung in der Energiepolitik würden die USA weiterhin Geld für Kraftstoff im Ausland ausgeben. Die USA müssten sich eingestehen, dass das Land derzeit nur mit fossilen Brennstoffen funktioniere. "Und das sollte nicht die Vision sein, die wir für unsere Kinder und Enkel haben", mahnte Obama.

Kritik an ihrem Krisenmanagement wies die Regierung zurück. Wenn es einen Fehler gegeben habe, dann den, nicht deutlich genug kommuniziert zu haben, wie stark sich Obama von Beginn an im Kampf gegen die Ölpest eingesetzt habe, sagte Vizepräsident Joe Biden im Fernsehen.

"Wir hatten nicht die nötigen Werkzeuge"

BP-Chef Tony Hayward räumte unterdessen ein, dass der Energiekonzern auf das Leck am Meeresgrund nicht vorbereitet war. "Es stimmt ohne Zweifel, dass wir nicht die Werkzeuge hatten, die in einen Werkzeugkasten gehören", sagte Hayward der "Financial Times". "Nach dem Exxon Valdez Ölteppich 1989 hat die Industrie einen Zusammenschluss gegründet, um Öl an der Wasseroberfläche einzudämmen. Jetzt geht es darum, die gleiche Reaktionsfähigkeit auch unter Wasser zu schaffen."

Am Mittwoch war auch der jüngste Versuch von BP, das Öl zu stoppen, auf Probleme gestoßen. Das Sägeblatt eines Unterwasser-Roboters verhakte sich beim Durchschneiden eines beschädigten Außenrohres am Bohrloch. Erst nach mehreren Stunden gelang es, das Blatt freizubekommen. Allerdings nahm BP die Arbeiten mit der Säge US-Medienberichten zufolge nicht wieder auf. Stattdessen sollen nun Scherenmesser zum Einsatz kommen, mit denen die Experten bereits an einer anderen Stelle des Rohres erfolgreich gearbeitet hätten. Wenn es gelingt, das Rohr zu kappen, soll eine Art Glocke zum Absaugen des Öls installiert werden.

Das neue Verfahren gilt als riskant, weil sich der Öl-Austritt durch das Kappen des Rohres zunächst um 20 Prozent erhöhen kann. BP setzt mittelfristig vor allem auf Entlastungsbohrungen die den Ausfluss stoppen sollen. Die zwei Bohrungen, mit denen Ende Mai begonnen worden war, gelten als verlässliches, aber zeitaufwendiges Verfahren. Experten rechnen damit, dass das Leck so aber erst im August endgültig gestoppt werden kann.

Die Bohrplattform "Deepwater Horizon" war am 20. April im Golf von Mexiko nach einer Explosion gesunken. Seitdem strömen aus einem defekten Bohrloch jeden Tag bis zu drei Millionen Liter Öl ins Meer. Das Ölleck wird von der Regierung mittlerweile als schwerste Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA eingestuft.

DPA/Reuters/APD DPA Reuters

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