Die Opioid-Krise in den USA hat einen weiteren traurigen Höhepunkt erreicht. Die Gesundheitsbehörde CDC hat einen neuen Bericht veröffentlicht, wonach mehr als 107.000 Menschen im vergangenen Jahr an einer Drogen-Überdosis gestorben seien – 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Ein großer Teil der Drogentoten geht auf das Schmerzmittel Fentanyl zurück.
USA kämpfen seit Jahrzehnten gegen Opioid-Krise
Bereits in der Zeit zwischen 1999 und 2019 verzeichneten die Vereinigten Staaten knapp 500.000 Tote durch Opioide. In den vergangenen zwei Jahren sind die Zahlen in dramatische Höhen gestiegen. Befeuert durch die Corona-Pandemie und die strengen Kontaktbeschränkungen vermeldete das CDC 2021 erstmals mehr als 100.000 Todesopfer durch Drogenmissbrauch. Damals wiesen Experten darauf hin, dass die Corona-Pandemie dazu geführt habe, dass sich Suchterkrankungen in vielen Fällen verschlimmert hätten oder ehemalige Süchtige rückfällig geworden seien.

Insbesondere ein Mittel gilt als Hauptgrund für die Drogenkrise in den USA: Fentanyl. Alleine 71.238 Todesfälle waren im vergangenen Jahr auf das Opioidbasierte Schmerzmittel zurückzuführen.
Viele Drogenkarrieren beginnen in der Apotheke
Ausgangspunkt für Opium-Abhängigkeiten sind oftmals legale und verschriebene Schmerzmittel. Noch heute ist es gängige Praxis, dass Patienten leichtfertig opioid-basierte Schmerzmittel erhalten – sogar bei vermeintlich harmlosen Beschwerden wie durchstechenden Weisheitszähnen. Das wohl bekannteste Medikament in diesem Zusammenhang ist Oxycontin.
Der Hersteller Purdue Pharma brachte das Mittel 1996 auf den Markt und bewarb es aggressiv als schmerzstillend und mit wenig Suchtpotenzial. Ein Trugschluss. Hauptbestandteil des Medikaments ist Oxycodon. Das Opioid darf in Deutschland schon seit 1929 nur mit Betäubungsmittelrezept ausgegeben werden. Doch durch aufwendige Lobbyarbeit und aggressive Werbekampagnen gelang es Purdue und anderen Pharmaunternehmen, dass opioidhaltige Schmerzmittel nicht nur an Schwerkranke, sondern auch an Patienten mit leichten Blessuren ausgegeben wurden.
Diese Mittel sind extrem günstig, leicht herzustellen und machen in vielen Fällen schnell abhängig. Für viele ist dies der Einstieg in die Sucht. Doch aus der Schmerzmittel-Krise ist längst eine Drogenkrise geworden. Spätestens wenn die Wirkung der Medikamente nachlässt oder Ärzte keine weiteren Schmerzmittel mehr verschreiben wollen, suchen viele Abhängige nach Alternativen, um ihren Suchtdruck einzudämmen.
Über Drogen wie Heroin führt der Weg zu Fentanyl
Über Drogen wie Heroin landen viele dann früher oder später bei Fentanyl. Das Mittel wurde ursprünglich für die Schmerzbehandlung von Krebspatienten im Endstadium entwickelt. Seine Wirkung ist hundertmal stärker als die von Morphium. Es kann schon in kleinsten Dosen zum Herzstillstand führen und macht extrem abhängig.
Wie "tagesschau.de" berichtet, wird Fentanyl neben der puren Einnahme aber auch oft mit anderen Drogen wie Kokain, Crystal Meth oder Heroin verschnitten. Es ist deutlich günstiger als die illegalen Substanzen und verstärkt deren Wirkung. Genau das macht es so gefährlich.
Amerikas Generation der Schmerztablettensüchtigen

Auch die Politik hat das Problem mittlerweile erkannt. Ende letzten Jahres verklagten zwei Countys aus Ohio die Apotheken großer Supermarktketten wie Walmart. Sie seien maßgeblich durch laxe Vergabe von süchtig machenden Schmerzmitteln an der Opioid-Krise beteiligt. Der stern berichtete.
Allein in Trumbull County seien zwischen 2012 und 2016 80 Millionen verschreibungspflichtige Schmerzmittel ausgegeben worden – etwa 400 pro Einwohner. Die Countys bestanden auf Schadensersatzzahlungen für die hohen Kosten für die Behandlung von Drogenabhängigen. In erster Instanz sprach eine Jury des Bundesgerichts in Cleveland die Apothekenketten schuldig. Ob es tatsächlich zu Zahlungen kommt, steht noch aus. Ein weiterer Prozess war für das Frühjahr 2022 angesetzt.
Quellen: tagesschau.de, NZZ.de, NZZ.de, Der Spiegel, mit Material von DPA