Ohne seine Eltern musste ein erst 18 Monate alter Junge in einem Regionalzug von Jena nach Erfurt fahren. Die Türen des Zuges hätten sich am Freitagnachmittag in Jena West geschlossen, bevor der Vater einsteigen konnte. Trotz lauter Rufe des Vater sei der Lokführer dann einfach losgefahren, schilderten die Eltern die Ereignisse am Samstag. Ein Bahnsprecher bestätigte den Vorfall.
"Es tut uns sehr leid", sagt der Sprecher. Offenbar habe der Lokführer bei der Überprüfung des Bahnsteiges nicht bemerkt, dass der Vater noch schnell sein Fahrrad holen wollte und sei losgefahren. Erst eineinhalb Stunden später konnte dieser seinen Sohn in der thüringer Landeshauptstadt Erfurt abholen.
Kleinkinder allein unterwegs - bei der Bahn nichts Neues
Laut Polizei beobachteten Reisende im Zug, wie das Kind von seinem Vater getrennt wurde. Sie hätten sofort die Polizei verständigt und sich gemeinsam mit dem Zugpersonal um den kleinen Jungen gekümmert. Auch der Kundenbetreuer habe die Bundespolizei informiert, erklärte der Bahnsprecher. Den Mitarbeitern könnten trotz der "unangenehmen und aufgeregten" Situation für die Eltern und das Kind keine Vorwürfe gemacht werden, fügte er hinzu.
Bei der Bahn ist derartiges nicht zum ersten Mal passiert. So musste im März eine Zweijährige in Brandenburg eine Bahnfahrt allein überstehen, weil die Mutter aus dem Zug ausgesperrt worden war. Das Kleinkind musste von Pritzwalk bis Neuruppin fahren, bevor die Mutter ihr Kind wieder in die Arme nehmen konnte. In Stolberg in Nordrhein-Westfalen fuhr ebenfalls im März ein Zug mit zwei Kindern ohne die Mutter los. Die beiden fünf- und achtjährigen Jungen waren bereits im Zug, als deren Mutter noch auf dem Bahnsteig mit ihrem jüngstem Sohn und dem Kinderwagen beschäftigt war.