Anton Fanger arbeitet seit 20 Jahren beim Finanzamt München. Der 48-Jährige lebt zurückgezogen auf dem Bauernhof seiner Familie im Landkreis Erding, auf dem er aufgewachsen ist. Seit dem Tod seiner Mutter bewohnt er das große Haus allein. Am 23. März 2008, Ostersonntag, ist er bei einer Freundin, ehemaligen Arbeitskollegen und deren Lebensgefährten in dem rund 100 Kilometer entfernten Augsburg zum Essen eingeladen. Die beiden erwarten in wenigen Monaten ihr erstes Kind. Am späten Nachmittag ist Anton Fanger wieder zu Hause.
Am Dienstag nach Ostern kommt er jedoch nicht zur Arbeit. Als es auch am Mittwoch und am Donnerstag kein Lebenszeichen von dem sonst so zuverlässigem Mann gibt, machen sich zwei Kollegen auf den Weg zu seinem Zuhause. Neben dem Haus finden sie eine Pumpgun. Als niemand öffnet, rufen sie die Polizei. Die Beamten brechen daraufhin die Tür auf und finden Fangers Leiche am Fußende der Treppe liegen.
Anton Fanger wurde erschossen
Neben dem Opfer findet die Spurensicherung eine Patronenhülse. Da es keine Einbruchsspuren gibt, glaubt die Polizei, dass das Opfer dem Täter die Tür geöffnet hat. Die Obduktion ergibt, dass der Finanzbeamte durch einen Schuss in den Nacken getötet wurde. Die Tatwaffe ist ein Revolver. Auf dem Küchentisch finden die Ermittler eine Blutlache. Diese sieht aber so aus, als hätte sie jemand dort bewusst platziert.
In dem Haus werden die Beamten auch auf ein Testament aufmerksam, das im Wohnzimmer auf dem Fußboden liegt. Darin wird die 36-jährige Freundin des Finanzbeamten, bei der er vier Tage zuvor zum Essen war, zur Alleinerbin gemacht. Sie soll insgesamt mehr als eine Million Euro erhalten. Arbeitskollegen erkennen jedoch, dass die Unterschrift nicht von dem Finanzbeamten stammt. Ebenso finden sie Darlehensverträge zwischen Fanger und der Freundin sowie einige Rückzahlungsquittungen, die jedoch gefälscht sind. Auch ein zweites Testament mit exakt demselben Inhalt wird vom Landeskriminalamt als Fälschung entlarvt.
Die Beamten suchen das Gespräch mit ihr und ihrem 62-jährigen Lebensgefährten, einem Orthopäden. In einer irren Story beschuldigt der Arzt die Kamerunische Mafia des Mordes an Fanger. Angeblich wollte die kamerunische Ehefrau eines Bekannten den alleinstehenden Finanzbeamten mit einer Afrikanerin aus ihrem Heimatdorf verkuppeln – gegen Geld. Doch der wollte angeblich nicht. Allerdings hätte die Frau auf die vereinbarte Zahlung bestanden und ihn unter Druck gesetzt. An Ostern hätte er ihm die Pumpgun gezeigt, die er sich angeblich aus Angst vor der kamerunischen Mafia besorgt hätte. Doch die Ermittler zweifeln an der Geschichte.
Arzt saß schon einmal wegen Mordes in Haft
Sie finden heraus, dass der Mediziner bereits 17 Jahre in Darmstadt wegen Versicherungsbetrugs und Mordes von 1986 bis 2003 im Gefängnis saß. Zuvor hatte er seinen Vermieter betäubt und die Nasenschleimhäute angeritzt, sodass dieser an seinem eigenen Blut erstickt war. Anschließend zündete er seine Praxis an. Da diese jedoch nicht abbrannte, fanden Beamten auch die Spritze, mit der er seinen Vermieter zuvor betäubt hatte. Nach seiner Entlassung erhält der Mediziner seine Approbation wieder. Der zweifache Vater, der bereits vier Mal verheiratet war, arbeitet wieder als Arzt.
Plötzlich meldet sich ein Psychotherapeut bei den Ermittlern mit einem konkreten Verdacht. Er glaubt, ein ehemaliger Patient von ihm hat den Mann erschossen und nennt den Beamten nach Rücksprache mit der Ärztekammer, die ihn von der Schweigepflicht entbindet, den Namen: Den des verdächtigen Arztes.
Doch den Beamten fehlt es an Beweisen, denn der Arzt und seine schwangere Freundin haben ein Alibi. Eine Nachbarin bringt schließlich die entscheidende Wende: Sie gibt gegenüber den Beamten an, dass sie den Arzt mit einer Tasche am Nachmittag des Ostermontags im Fahrstuhl gesehen habe. Angeblich musste er zu einem Notfall ins Zentralklinikum. Beamte nehmen den Arzt und seine Freundin fest. Das neugeborene Baby der beiden kommt in eine Pflegefamilie.
Auch das Rätsel um die Blutlache wird gelöst: Es ist das Blut, das der Arzt wenige Monate vor der Tat einer Patientin abgenommen hatte. Auch die Pumpgun, die neben dem Haus gefunden wurde, gehört ihm.
Fall Anton Fanger auch Thema bei "Aktenzeichen XY…gelöst!"
Am 30. Januar 2009 wird Anklage gegen ihn erhoben. Am 25. August fällt das Urteil: Lebenslange Haft. Die zuständige Richterin bezeichnet den Arzt als "Narziss", der "selbstbezogen und uneinsichtig" sei. Das Gericht stellt zudem die besondere Schwere der Schuld fest und ordnet Sicherungsverwahrung an. Seine Lebensgefährtin wird freigesprochen. Wie sich herausstellt, wurde sie von ihrem Lebensgefährten zum Tatzeitpunkt betäubt und in ihrer Wohnung zurückgelassen. Dennoch kassiert die Frau wegen Betrugs und Urkundenfälschung in einem weiteren Fall eine Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten. Von ihrem Lebensgefährten, der zuletzt in Augsburg niedergelassen war, hatte sie sich fälschlich Krankheiten bescheinigen lassen. So gelang es ihr, vorzeitig in Ruhestand gehen zu können.
Am Mittwoch (12. Juli) wird dieser und ein weiterer Fall in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY gelöst" (20.15 Uhr) thematisiert. Moderator Sven Voss macht sich auf die Reise und zeichnet den Weg bis zur Aufklärung des Mordes nach.
Quellen: ZDF, DPA-Archiv