Tödliches Ende einer Flucht in Nordrhein-Westfalen: Nachdem zwei Männer am Montagabend mit Gewalt aus der Psychiatrie in Bedburg-Hau (Kreis Kleve) entkommen sind, hat die Polizei einen der geflohenen Straftäter erschossen. Die Staatsanwaltschaft und Polizei wollen nun die Hintergründe aufklären.
Die beiden 37 und 43 Jahre alten Männer waren wegen Raubdelikten seit Ende 2019 im Maßregelvollzug der forensischen Klinik untergebracht. Einzelheiten zu ihren Straftaten und dem Grund für die Unterbringung in der Klinik nannten die Behörden zunächst nicht, nur soviel: Die Männer seien als "gefährlich eingestuft".
Pfleger mit Küchenmesser bedroht
Eine Einschätzung, die sich am Montagabend bewahrheitet hat. Gegen 22.45 Uhr hatten die Patienten nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler einen Pfleger in der geschlossenen Abteilung der Klinik mit einem Küchenmesser bedroht. Anschließend zwangen sie ihn demnach, die Außentür unter einem Vorwand öffnen zu lassen. Dann sollen sie im Auto des Pflegers, einem Ford Mondeo, geflüchtet sein.
Der zurückgelassene Pfleger schlug sofort Alarm. Er und ein Kollege, der von den beiden Männern eingesperrt worden war, blieben unverletzt. Sofort begann eine groß angelegte Fahndung. Ein Hubschrauber durchkämmte die Dunkelheit. Zehn Streifenwagen der Klever Kreispolizei und die Kripo waren an der Suche beteiligt. "Alles, was wir auf der Straße hatten, war eingebunden", sagte eine Sprecherin. Allein, der Wagen blieb zunächst verschwunden.
Am Dienstagnachmittag wurde das Auto dann von einem Zeugen im etwa 150 Kilometer entfernten Aachen entdeckt. Die Polizei bat in einer Mitteilung die Bevölkerung, den Notruf 110 zu anzurufen, wenn einer der Männer gesehen wird. Mit Hochdruck wurde im Raum Aachen gesucht.
Geiselnahme auf Spielplatz
Am Abend entdeckten die Beamten dann die beiden Männer. Der Hergang der Festnahme lief nach Schilderung der Polizei folgendermaßen ab: Beamten haben die als gewaltbereit geltenden Männer verfolgt, die daraufhin auf einem Schulgelände kurzzeitig eine Geisel nahmen. Der 37-Jährige habe der Frau nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Messer an den Hals gehalten und die Mutter auf einem belebten Spielplatz bedroht, sagte Sprecherin Katja Schlenkermann-Pitts. Mit vorgehaltenen Waffen haben die Polizisten den Mann mehrfach aufgefordert, von der Frau abzulassen, und auch den Schusswaffengebrauch angedroht.
Als der Mann dem nicht nachgekommen sei, haben die Polizisten geschossen "in einer klaren Nothilfelage". Die Beamten haben davon ausgehen müssen, dass der 37-Jährige der Frau etwas antue. Gegen die Polizisten werde nicht weiter ermittelt.
Der Straftäter sei von beiden Kugeln getroffen worden. Welche tödlich war, sei noch nicht klar. "Der 37 Jahre alte Mann ist in Folge der Schussverletzungen gestorben", sagte Oberstaatsanwältin Schlenkermann-Pitts. Der 43-Jährige wurde festgenommen.