Nach der Amoktat mit acht Toten bei einer Versammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg wird gegen einen Mitarbeiter der Waffenbehörde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ermittelt. Der Mann soll Informationen über den psychischen Zustand des späteren Todesschützen innerhalb der Behörde nicht korrekt weitergeleitet haben, teilte die Generalstaatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Auch gegen drei Mitglieder eines im Schießverein des späteren Amokläufers tätigen Prüfungsausschusses werde ermittelt.
Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen Mitarbeiter der Waffenbehörde
Laut einer Pressemitteilung ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen den Mitarbeiter der Waffenbehörde wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung in sechs Fällen und der fahrlässigen Körperverletzung in 14 Fällen. Insbesondere habe der Mitarbeiter, so der Vorwurf, nicht Bezug auf ein anonymes Schreiben genommen, das die Waffenbehörde bereits Ende Januar über Philipp F. erhalten hatte. In Unkenntnis dessen ordnete der zuständige Sachgebietsleiter der Waffenbehörde nach Angaben der Staatsanwaltschaft nur eine unangekündigte Aufbewahrungskontrolle für die im Besitz von Phillipp F. befindliche Schusswaffe an, anstatt sich gezielt weitere Informationen zu verschaffen und die Waffe nebst Munition sodann umgehend sicherzustellen.
Ein Verwandter von Philipp F. hatte sich im Januar nach bisherigen Erkenntnissen zunächst an den Sportschützenclub gewandt, um mitzuteilen, dass der 35-Jährige psychisch krank gewesen sei und immer aggressiver werde. In dem Club hatte F. zuvor seine Sportschützenprüfung abgelegt und auch die spätere Tatwaffe, eine halbautomatische Pistole, bestellt.
Gegen Mitglieder des Sportschützenclubs von Philipp F. , dem "Hanseatic Gun Club", wird wegen des "Anfangsverdachts der Falschbeurkundung" ermittelt. Darin geht es um eine Prüfung, die F. mutmaßlich nicht bestanden haben soll, aber dennoch ein entsprechendes Zeugnis erhielt.
Die Staatsanwaltschaft teilte auch mit, dass insgesamt zehn Wohnungsdurchsuchungen durchgeführt wurden.
Philipp F. hatte am 9. März nach einer Gemeindeversammlung der Zeugen Jehovas in Hamburg-Alsterdorf mit einer halbautomatischen Pistole sieben Menschen und schließlich auch sich selbst getötet. Nach einem anonymen Hinweis wenige Wochen vor der Tat war der 35-Jährige von der Waffenbehörde überprüft worden.
Quellen: Pressemitteilung der Hamburger Staatsanwaltschaft
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