Anschlag auf Boston Marathon "Jemand weiß, wer dies getan hat"

Bei der Suche nach den Attentätern von Boston bittet die Polizei die Bevölkerung um Hilfe: Gesucht werden Fotos und Videos vom Tatort - vor allem solche mit ganz bestimmten schwarzen Nylontaschen.

Nach dem Bombenanschlag auf den Marathon von Boston haben die Ermittler die Öffentlichkeit ausdrücklich um Mithilfe bei der Suche nach Hinweisen auf den oder die Attentäter gebeten. Der Polizeichef der US-Ostküstenstadt, Ed Davis, rief dazu auf, Fotos und Videos vom Zeitpunkt des Attentats an die Ermittler zu schicken.

Aufnahmen, die unmittelbar vor und unmittelbar nach den Explosionen aufgenommen worden seien, seien besonders wichtig, sagte Davis. "Geben Sie uns diese Fotos und so viele Informationen wie möglich, die den Ermittlern helfen, voranzukommen." Konkret suche die Polizei nach Hinweisen zu schwarzen Nylontaschen, in denen die Sprengvorrichtungen wohl an den Ort der Explosionen transportiert worden seien.

Bereits kurz nach dem Anschlag am Montag waren in Online-Netzwerken wie Facebook und Twitter Bilder vom Tatort veröffentlicht worden. Am Dienstag veröffentlichte der lokale Fernsehsender WHDH auf seiner Webseite zwei Fotos eines Zeugen. Eines zeige möglicherweise den zweiten Sprengsatz, erklärte der Sender. Während auf dem ersten Foto eine Tasche neben einem Briefkasten zu sehen sei, fehle diese Tasche auf dem zweiten Bild. Die beiden Fotos seien im Abstand von etwa einer Stunde aufgenommen worden, hieß es.

1000-köpfiges Team analysiert Hinweise

Der leitende FBI-Agent Richard DesLauriers sagte, die Kooperation der Öffentlichkeit sei bei diesen Ermittlungen "entscheidend". Er rief Mitarbeiter von Restaurants und Geschäften in der Nähe des Anschlagsortes auf, Bilder von Überwachungskameras zur Verfügung zu stellen.

Mehr als 2000 Hinweise seien bereits aus der Bevölkerung bei den Ermittlern eingegangen. Laut DesLauriers wurden viele von ihnen bereits von einem eilig zusammengestellten 1000-köpfigen Ermittlerteam gesichtet und analysiert. "Irgendjemand weiß, wer dies getan hat", sagte DesLauriers.

Im FBI-Labor in Quantico im US-Bundesstaat Virginia wurden unterdessen Trümmerteile vom Anschlagsort untersucht. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Bomben aus Schnellkochtöpfen gebaut wurden, die in Rucksäcken versteckt wurden. Offenbar wurden die Sprengsätze mit zahlreichen Metallteilen wie Nägeln gespickt, um möglichst großen Schaden anzurichten.

Alle Opfer nun identifiziert

Inzwischen wurden alle drei Todesopfer identifiziert. Neben einem achtjährigen Jungen und einer 29 Jahre alten Amerikanerin starb auch eine Studentin aus China.

Die namentlich nicht genannte chinesische Studentin besuchte die Boston University, teilte das Generalkonsulat der Volksrepublik in New York mit. Ihre Familie habe um Anonymität gebeten. Eine weitere Chinesin, die Freundin des Todesopfers, sei bei der Explosion verletzt worden und befinde sich nach zwei Operationen mittlerweile in stabiler gesundheitlicher Verfassung.

Experten glauben an Täter aus den USA

Die Bandbreite möglicher Täter und Motive sei groß, räumte FBI-Mann DesLauriers ein. Für Hinweise auf die verantwortlichen setzte die Feuerwehr 50.000 Dollar (38.000 Euro) Belohnung aus. Im Fernsehen äußerten Experten die Vermutung, dass es sich wohl nicht um eine internationale Terroraktion gehandelt habe. So sei der Angriff augenscheinlich zwar sorgfältig geplant, aber die Sprengsätze seien klein und nicht sehr ausgeklügelt gewesen. Sonst hätte es weitaus mehr Todesopfer gegeben.

US-Präsident Barack Obama sprach erstmals ausdrücklich von einem Terrorakt, machte aber klar, keine verlässlichen Hinweise auf den oder die Attentäter zu haben. Der Präsident werde am Donnerstagvormittag den Gedenkgottesdienst in der Heiligkreuzkathedrale in der Ostküstenstadt besuchen, kündigte der Gouverneur von Massachussetts, Deval Patrick, an. Die Flaggen an öffentlichen Gebäuden im Land wehen bis Samstagabend auf halbmast.

DPA
dho/anb/AFP/DPA

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