Anschlag auf Tesla Linksextrem, militant – und gefährlich? Das ist die "Vulkangruppe"

Sabotierter Strommast nahe des Tesla-Werks in Brandenburg
Polizisten untersuchen den sabotierten Strommast nahe des Tesla-Werks in Brandenburg: Zu dem Anschlag bekannte sich die "Vulkangruppe".
© Sebastian Gollnow / DPA
Die linksextremistische Vereinigung reklamiert den Anschlag auf die Gigafactory in Brandenburg für sich. Es wird nicht die letzte Aktion dieser Art gewesen sein, glaubt Experte Felix Neumann.

Es ist nicht das erste Mal, dass die "Vulkangruppe" einen Anschlag auf Tesla verübt. Schon im Mai 2021 bekannte sich die Gruppe zu einer Attacke auf die Stromversorgung des Gigafactory-Geländes – noch bevor das Werk eröffnet war. Doch Verfassungsschutz und Fachleuten wie Felix Neumann von der Konrad-Adenauer-Stiftung ist die linksextremistische Gruppierung seit Längerem ein Begriff. 2011 hat sie sich gegründet und findet auch im "Verfassungsschutzbericht des Landes Brandenburg 2021" Erwähnung. "Die Gruppe gehört dem linksextremistischen Spektrum an", sagt Neumann. "Eine Wortanalyse der Bekennerschreiben der 'Vulkangruppe' durch den Verfassungsschutz hat ergeben, dass die Gruppe anarchistisch ist." Zu den Zielen gehören vor allem Aspekte, die mit dem Klimawandel und der Klimakrise im Zusammenhang stünden, so Neumann.

Wie groß die "Vulkangruppe" ist, lässt sich schwer abschätzen. "Über Mitgliederzahl und -struktur ist den Behörden nichts bekannt", sagt der Experte. "Zumindest haben sie nichts dazu veröffentlicht". Er geht aber von einer kleineren Gruppe aus. Aktiv ist sie bisher nur in Berlin und Brandenburg. "Bislang waren ihre Anschlagsziele Kabelschächte, Funk- und eben Strommasten", erklärt Neumann. Im März 2018 verübte die Gruppe in Berlin-Charlottenburg einen Brandanschlag auf Starkstromleitungen. Im Jahr 2020 brannte ein Kabelschacht in Berlin. In beiden Fällen tauchte hinterher ein Bekennerschreiben der "Vulkangruppe" auf. 

Brandenbburg, Grünheide: Ein Fahrzeug der Polizei steht in den Morgenstunden auf dem Werksgelände von Tesla
Brandenbburg, Grünheide: Ein Fahrzeug der Polizei steht in den Morgenstunden auf dem Werksgelände von Tesla.´
© Lutz Deckwerth / DPA
Investigativ-Reporterin: Tesla-Anschlag löste wohl weitere Zwischenfälle aus

In einigen Fällen griff die Gruppe auch Funkmasten oder Datenleitungen an, teilweise auch Firmenfahrzeuge. So will die "Vulkangruppe" dem Berliner Verfassungsschutzbericht von 2019 zufolge durch Sabotageakte "die Verwundbarkeit der urbanen Mobilitäts- und Kommunikationsinfrastruktur offenbaren, die öffentliche Ordnung stören und erheblichen Sachschaden anrichten".

"Vulkangruppe" greift Infrastruktur und Firmen an

"Angriffe auf Personen sind bislang nicht bekannt", sagt Neumann. Von den Attacken der "Vulkangruppe" sind meist Unternehmen betroffen, die aber wegen der verursachten Betriebsausfälle hohen finanziellen Schaden erleiden. So rechnet Tesla damit, dass die Gigafactory in Grünheide noch mehrere Tage nicht produzieren kann. Durch den Produktionsstopp entstehe ein wirtschaftlicher Schaden im hohen neunstelligen Bereich, hatte Werksleiter André Thierig am Dienstag erklärt. Das wären also hunderte Millionen Euro.

"Betroffen sind aber auch die Menschen, die in der Umgebung leben", weiß Neumann. So waren am Dienstag zehntausende Bewohner in der Region zwischenzeitlich ohne Strom. Auch beim Anschlag im März 2018 waren neben 400 Firmen etwa 6500 Wohnungen stundenlang vom Stromausfall betroffen. Der Sachschaden damals ging in die Millionen.

Tesla drohen weitere Anschläge

Die meisten Menschen haben also von der "Vulkangruppe" bislang nichts zu befürchten, Unternehmen in Berlin und Brandenburg indes schon – vor allem Tesla: Laut dem von der Polizei als authentisch eingestuften Bekennerschreiben fordern die Linksextremisten die "komplette Zerstörung der Gigafactory". Es dürfte nicht der letzte Anschlag auf das Tesla-Werk in Grünheide gewesen sein.

mit Agenturen

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