Die Polizei hat am Dienstag in Schermbeck am Niederrhein den gesuchten Mörder Peter Paul Michalski festgenommen. Der bewaffnete Michalski war dort nach Angaben der Kölner Polizei mit einem Fahrrad unterwegs. Der Zugriff erfolgte an der Bundesstraße 58 im Osten der 15.000-Einwohner-Gemeinde. Bei der Festnahme um 9.50 Uhr seien weder Michalski noch Polizeibeamte verletzt worden, obwohl die Einsatzkräfte den Rad fahrenden Michalski bei der Aktion rammten.
Zusammen mit seinem Mithäftling Michael Heckhoff war der 46-jährige Michalski am Donnerstagabend aus der Justizvollzugsanstalt Aachen geflüchtet. Offenbar bestachen beide einen Wärter. Der schon am Sonntag gefasste Heckhoff schilderte der "Bild"-Zeitung den Ausbruch wie folgt: "Die Waffe haben wir im Knast von einem Mitarbeiter gekauft." Anschließend habe er "von einem Wärter den Schlüssel bekommen und auf den Kopierer gelegt." Nach dem Muster habe sein Komplize schließlich in der Schlosserei einen Schlüssel gemacht. "Den haben wir dann in einem günstigen Augenblick genutzt."
Es begann eine Flucht mit gekidnappten Wagen und kurzzeitig auch mit Geiseln, denen nichts passierte, quer durch Nordrhein-Westfalen: Zunächt ging es von Aachen nach Kerpen, anschließend weiter nach Köln. Von da aus führte die Odyssee über Essen nach Mülheim an der Ruhr. Dort schnappte die Polizei den 50-jährigen Heckhoff.
Unter einer Brücke versteckt
Auf ihrer Flucht waren die beiden Verbrecher der Polizei offenbar mehrfach nur um Haaresbreite entgangen. Heckhoff sagte laut "Bild"-Zeitung, bereits in den ersten Stunden nach ihrem Ausbruch seien die Fahnder ihnen hart auf den Fersen gewesen. "Wir haben uns in einer Pommesbude Pommes und Sprudel gekauft. Während wir gegessen haben, kreiste ein Polizei-Hubschrauber über uns. Da haben wir uns unter einer Brücke versteckt", erzählte der Verbrecher laut dem Bericht.
Auch in der Nacht zum Samstag seien er und sein Komplize am Baldeneysee in Essen fast in eine Polizeistreife gelaufen. "Auf einmal waren da Polizisten. Peter wollte erst wegrennen, aber dann haben wir zwei Schubkarren gesehen und uns darunter versteckt", zitierte das Blatt den Gewaltverbrecher. Später seien SEK-Beamte direkt an dem improvisierten Versteck vorbeigekommen. "Einer meinte: 'Da hör' ich was!' Aber zum Glück hat der uns nicht gesehen", schilderte der Verbrecher dem Bericht zufolge die Situation.
Als Heckhoff am Sonntag festgenommen wurde, soll Michalski ebenfalls in unmittelbarer Nähe gewesen sei. Sie hätten eine bewaffneten Polizisten gesehen und versucht abzuhauen. "Der Paul ist los. Aber ich bin da ausgerutscht und irgendwie hängen geblieben. Ich hab Paul gesagt, dass er abhauen soll. Das hat er auch gemacht", schilderte der Verbrecher laut der Zeitung die Situation. Er selbst sei dann von dem Beamten festgenommen worden.
Aus der Sicherungsverwahrung entkommen
Zuletzt hatten die Fahnder seinen Komplizen, den verurteilten Mörder Michalski, in dessen alter Heimat in Ostwestfalen vermutet. Noch am Montagabend hatte die Polizei nach einem Zeugenhinweis ein Gelände in Gütersloh-Niehorst nach dem Flüchtigen durchsucht - allerdings ohne Erfolg. Da der 46-Jährige aus dem ostwestfälischen Herford stammt, nahmen die Ermittler an, dass er dort noch über "soziale Kontakte" verfügte. Wie es nun zu der Festnahme in dem über 140 Kilometer entfernten Schermbeck kam, will die Polizei erst auf einer Pressekonferenz am Nachmittag sagen.
Beide Schwerverbrecher sind zu lebenslangen Haftstrafen und Sicherungsverwahrung verurteilt. Michalski erschoss 1993 im Hafturlaub einen Mittäter. Heckhoff war 1992 an einer Geiselnahme in der JVA Werl beteiligt. Wo der 50-Jährige nach seiner Festnahme untergebracht wurde, wollte die Polizei nicht sagen.